Ukraine-Krieg Behörden in Mariupol: Sechsjährige unter Trümmern eines zerbombten Hauses verdurstet

Ukraine: Beschädigtes Haus in Mariupol
Ein von russischen Angriffen beschädigtes Wohnhaus in Mariupol im Südosten der Ukraine
© Evgeniy Maloletka/AP / DPA
Nach ukrainischen Angaben ist in Mariupol ein Mädchen nach einem Bombenangriff verdurstet. Die Lage in der Stadt ist weiterhin katastrophal, es gibt kein Wasser und keine Elektrizität.

Der Krieg in der Ukraine fordert weiterhin zahlreiche Opfer. In den vergangenen Tagen hat Russland verstärkt auch zivile Ziele wie Wohngegenden unter Beschuss genommen. Die Menschen, die noch nicht aus den Städten geflüchtet sind, verstecken sich vor den Bombenangriffen, doch immer wieder kommen auch Kinder ums Leben.

Die ukrainischen Behörden berichten von einem besonders tragischen Fall: In Mariupol soll ein Kind unter den Trümmern eines zerbombten Hauses verdurstet sein. Der Bürgermeister der Stadt im Südosten der Ukraine, Wadym Bojtschenko, schrieb auf Telegram, das Mädchen namens Tanja sei sechs Jahre alt gewesen. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm in einer Ansprache auf den Fall Bezug. "In Mariupol ist zum ersten Mal seit Jahrzehnten, zum ersten Mal seit der Nazi-Invasion ein Kind verdurstet", sagte er. "Ein Kind starb an Dehydrierung. Im Jahr 2022!" Die Angaben der Behörden ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Ukraine-Krieg: Dramatische Lage in Mariupol

Man könne nicht sagen, wie lange das Mädchen unter den Trümmern um sein Leben gekämpft habe, schrieb Bürgermeister Bojtschenko: "Wir können uns nicht vorstellen, wie viel Leid dieses unschuldige Kind ertragen musste." Tanja sei in den letzten Minuten ihres Lebens "allein, erschöpft, verängstigt und furchtbar durstig" gewesen, so Bojtschenko. Ihre Mutter starb nach Angaben der ukrainischen Behörden ebenfalls bei dem russischen Bombenangriff. 

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Mariupol wird seit Tagen belagert, die Lage in der Stadt gilt als katastrophal. Nach örtlichen Angaben gibt es kein Wasser und keine Elektrizität. Mehrere Evakuierungsversuche sind gescheitert. Am Mittwoch sollten erneut Fluchtkorridore eingerichtet werden, um Zivilisten die Möglichkeit zu geben, die Stadt zu verlassen.

Ukraine fordert Flugverbotszone

Bojtschenko sprach von einer "humanitären Katastrophe" und forderte – wie zuvor schon Selenskyj und andere Mitglieder der ukrainischen Regierung – die Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine durch die Nato. "Das wird unsere liebe Tanja nicht zurückbringen, aber es würde die Leben Tausender Kinder in der Ukraine schützen", erklärte der Bürgermeister von Mariupol. Die Nato lehnt eine Flugverbotszone nach wie vor ab – zu groß sind die Befürchtungen, der Konflikt mit Russland könnte noch weiter eskalieren.

Quellen: Reuters / Telegram

epp

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