Flexible Arbeitzeitmodelle Debatte um Siesta bei Hitze: Lob vom Deutschen Gewerkschaftsbund – Familienunternehmer winken ab

Siesta Deutschland
Gibt es bald eine Siesta zur Mittagszeit in Deutschland?
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In der Diskussion um die Einführung einer Siesta in Hitzeperioden in Deutschland hat sich der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) für die Forderung der Amtsärzte ausgesprochen. Andere hingegen lehnen die Idee ab.

"Beschäftigte vor Hitze zu schützen ist Verantwortung der Arbeitgeber – und der Schutz muss zum jeweiligen Arbeitsplatz genau passen", sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel der "Rheinischen Post". "Die Arbeitszeit in den kühleren Stunden des Tages stattfinden zu lassen, ist ein denkbares Instrument", sagte Piel weiter. Im Büro gehöre auch effektiver Sonnenschutz dazu – "etwa, dass Jalousien auch nachts zu bleiben und die Lüftung durchläuft". Wärmequellen wie Drucker und Kopierer aus Arbeitsräumen zu entfernen, eine gelockerte Kleiderordnung und die Bereitstellung von Getränken schafften ebenfalls Abhilfe, sagte Piel.

Der Arbeitsschutz biete jetzt schon gute Leitplanken und gleichzeitig die notwendige Flexibilität für individuelle Lösungen in den Betrieben. Da dies jedoch nicht alle Arbeitgeber umsetzten, "braucht es mehr Kontrollen und mehr Personal in den Arbeitsschutzbehörden", forderte Piel.

Am Dienstag war eine Diskussion über eine hitzebedingt längere Mittagspause in Deutschland aufgekommen. "Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Siesta in der Hitze ist sicherlich kein schlechter Vorschlag", schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dazu auf Twitter.

Siesta bei Hitze: Früher beginnen, um früher Feierabend zu haben

Gegen den Vorschlag sprach sich hingegen die Präsidentin des Verbandes der Familienunternehmer, Marie-Christine Ostermann, aus. "Bei hohen Temperaturen sind Arbeitgeber durch Vorgaben zum Arbeitsschutz bereits jetzt dazu aufgerufen, Maßnahmen für ein erträgliches Arbeiten zu ergreifen. Die Notwendigkeit einer flächendeckenden, womöglich gesetzlich festgelegten Siesta im Sommer sehe ich nicht", sagte sie der "Rheinischen Post".

Ostermann verwies auf Modelle wie Vertrauensarbeits- und Gleitzeit. Diese böten in vielen Jobs ohnehin die Möglichkeit - sofern vom Arbeitsablauf her möglich -, an heißen Tagen bereits früh mit der Arbeit zu beginnen.

Linken-Chefin Janine Wissler sagte, die Siesta-Forderung könne "individuell eine gute Lösung sein". "Allerdings muss man dabei auch im Blick haben, dass die Menschen immer längere Anfahrtswege zu ihrer Arbeit haben", sagte sie den Funke-Zeitungen vom Mittwoch. Es gehe nicht, dass die Menschen "durch eine Streckung des Arbeitstages irgendwann gar nicht mehr zu Hause sein können".

Wissler forderte angesichts der wachsenden Zahl von Hitzetagen eine Temperaturobergrenze für Arbeiten im Freien. "Bei Extremhitze um die 37 Grad muss in bestimmten Berufen, in denen ein Schutz nicht möglich ist, die Arbeit eingestellt werden und ein Sommerausfallgeld greifen", sagte sie den Funke-Zeitungen.

AFP · DPA
ckl

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