Ein Blick auf die Instagram-Seite von Bryan Mestre zeigt: Dieser Mann liebt die Berge und ihre Gletscher. Da er als erfahrener Bergsteiger viel in den Alpen unterwegs ist, fällt ihm auch auf, wenn etwas nicht stimmt. So entdeckte er in den französischen Alpen bei einer Tour einen See – auf 3400 Metern Höhe. Normalerweise gibt es in diesen Höhen nur Schnee und Eis. Mestre war nicht nur überrascht, als er Ende Juni die Entdeckung machte: der Anblick schockierte ihn. Denn zehn Tage zuvor hatte ein anderer Bergsteiger ein Bild aus demselben Winkel gemacht – noch ohne See.

Im Video: Gletscher Perito Moreno – unterwegs auf dem eisigen Riesen
"Es ist Zeit, Alarm zu schlagen", schreibt er unter die beiden Fotos auf Instagram. "Das Problem hier? Diese beiden Bilder wurden im Abstand von nur zehn Tagen aufgenommen, das zweite wurde von Paul Todhunter geteilt." Nur zehn Tage extreme Hitze hatten ausgereicht, um einen See am Fuße des Dent du Géant und des Auguilles Marbrées zu formen. "Soweit ich weiß, ist dies das erste Mal, dass so etwas passiert ist", schreibt Mestre weiter. "Es ist wirklich alarmierend, dass Gletscher auf der ganzen Welt mit dieser exponentiellen Geschwindigkeit schmelzen."
"Habe dort noch nie Wasser gesehen"
In einem Interview mit der Wissenschaftsseite "IFLScience" sagte Mestre: "Ich war dort oben schon einige Male, im Juni, Juli und sogar im August, und ich habe dort noch nie zuvor flüssiges Wasser gesehen." Laut "National Geographic France" ist der See circa zehn auf 30 Meter groß und gefüllt mit einigen Tausend Kubikmetern Schmelzwasser.
Um zu beweisen, dass das Bild nicht mit Photoshop nachbearbeitet wurde, postete er zudem ein Video von dem See:
"Hochgebirge sind die Fieberthermometer der Erde"
Nach einer Studie, die Schweizer Forscher im Fachblatt "The Cryosphere" veröffentlichten, könnten die Gletscher in den Alpen bis zum Jahr 2100 weitgehend wegschmelzen.

Im Video: Gletscherbruch verursacht massive Welle – dann bricht unter den Touristen Panik aus
Die Folgen des Klimawandels zeigen sich in den Alpen auf engstem Raum, da sie von den Tälern bis zu den Gipfeln verschiedene Klimazonen repräsentieren. Derzeit gehe an den Berggipfeln die oberste Ökozone verloren, weil tiefere Vegetationszonen nach oben wanderten, erklärte Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) der Deutschen Presseagentur bereits im Mai diesen Jahres. "Die Alpen können somit als wichtiges Frühwarnsystem für die Erde insgesamt dienen. Auf Berggipfeln kann man besonders früh und klar sehen, wie der Klimawandel die Natur verändert", sagt er. "Hochgebirge und Polkappen sind die Fieberthermometer der Erde."
Quellen: Instagram, IFLScience, dpa