Dieser Text stammt aus dem stern-Archiv und erschien erstmals im Februar 2020.
Wie ich zur Homöopathie gekommen bin? Sie hat mir geholfen! Ich war krank, es ging mir nicht gut, ich nahm Globuli – und es ging mir danach besser. Meine Erfahrungen mit Homöopathie sind sicher ganz typisch. Aber auch der Fehlschluss, dem ich dabei unterlag, dürfte weitverbreitet sein: Was liegt näher, als hier einen kausalen, ursächlichen Zusammenhang anzunehmen und in meiner gesundheitlichen Besserung einen Beleg für die Wirksamkeit der Globuli zu sehen? Doch leider ist es nicht ganz so einfach.
Unser Körper ist komplex, und so ist auch unsere Gesundheit. Viele Faktoren spielen zusammen (und manchmal auch gegeneinander), der Körper beeinflusst unsere Psyche und andersherum. Und gerade weil alles so komplex ist, wählt unser Gehirn, das gerne so wenig Energie wie möglich aufwendet, am liebsten den einfachsten Weg und schließt vom (scheinbar) Offensichtlichen auf Grundsätzliches. Machen wir uns aber die Mühe, nicht unsere Intuition und vorschnelle Schlussfolgerungen sprechen zu lassen, sondern gehen wir den komplexen Zusammenhängen nach.
Die unbequeme Wahrheit ist: Nur weil eine Krankheit verschwindet oder sich Symptome bessern, nachdem wir uns ein paar Kügelchen oder ein Medikament verabreicht haben, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass diese Intervention auch die tatsächliche Ursache für die anschließende Veränderung war. Leider lassen wir uns alle an dieser wichtigen Stelle allzu leicht täuschen.