Eine Demenz kann Jede und Jeden treffen. Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft waren Ende 2021 rund 1,8 Millionen Deutsche von der Krankheit betroffen. Die allermeisten im Alter über 65 Jahren. Ein Heilmittel gibt es bis heute nicht. Allerdings kann man schon früh anfangen, einer Demenz vorzubeugen. Chinesische Wissenschaftler des nationalen Zentrums für neurologische Störungen in Beijing haben mit einer Langzeitstudie sechs Faktoren identifizieren können, die einer Demenz vorbeugen können.
Langzeitstudie: Wissenschaftler entschlüsseln sechs Faktoren, die Demenz vorbeugen
Die Studie ist eine der größten und aufwendigsten, die je zu dem Thema durchgeführt wurde. Sie begann 2009 und wurde mit 23.000 Menschen über 60 Jahren durchgeführt. Zu Beginn wurden alle Probanden auf ihre Gedächtnisfähigkeit und das sogenannte "APOE-Gen" untersucht, das als starker Risikofaktor für eine Alzheimer-Erkrankung gilt, untersucht. Anschließend wurden die Testpersonen zehn Jahre lang durch regelmäßige Tests überwacht.
Dabei wurde ein Wert für eine gesunde Lebensweise berechnet, der sechs Faktoren umfasst: gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, aktive soziale Kontakte, kognitive Aktivität, Nichtrauchen und kein Alkoholkonsum.
Anhand der Punktzahl, von null bis sechs, wurden die Teilnehmer in "Lebensstilgruppen" eingeteilt: Günstig (vier bis sechs gesunde Faktoren), durchschnittlich (zwei bis drei gesunde Faktoren) oder ungünstig (0 bis 1 gesunde Faktoren). Zudem wurden sie in Gruppen von APOE-Gen-Trägern und Nicht-Trägern eingeteilt.
Testpersonen wurden in "Lebensstilgruppen" eingeteilt
Als gesunde Ernährung galt der Verzehr von mindestens sieben der 12 Lebensmittelgruppen Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Milchprodukte, Salz, Öl, Eier, Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Tee.
Als kognitive Aktivität galt Schreiben, Lesen, Kartenspielen oder andere Spiele sofern sie mindestens zwei mal pro Woche durchgeführt wurden.
Weitere untersuchte Kriterien waren der Verzicht auf Alkohol, mehr als 150 Minuten Sport pro Woche mit mäßiger Intensität oder mehr als 75 Minuten mit starker Intensität und ob die Testpersonen jemals geraucht haben oder Ex-Raucher waren.
Was man über Alzheimer-Demenz wissen sollte

Der Psychiater und Neuropathologe Alois Alzheimer beschrieb 1901 den Krankheitsverlauf seiner Patientin Auguste Deter. Mit nur 51 Jahren litt sie an "Vergesslichkeit und Wahnvorstellungen". Altersbedingte Demenz war damals bereits zwar bekannt, aber dafür war Deter viel zu jung. Sechs Jahre später starb sie "völlig verblödet", wie Alzheimer notierte. Bei der Obduktion erkannte der Arzt unter dem Mikroskop abgestorbene Nervenzellen sowie großflächige Ablagerungen im Gehirn. 1907 veröffentlichte Alzheimer eine Abhandlung über eine "eigenartige Erkrankung der Hirnrinde". Drei Jahre später bezeichnete das "Lehrbuch der Psychiatrie" diese Krankheit erstmals als Alzheimerische Krankheit – kurz: Alzheimer.
Das Pflegen von sozialen Kontakten mindestens zweimal pro Woche war der sechste gesunde Faktor. Hierzu gehörten Aktivitäten wie Besuche bei Familie und Freunden, die Teilnahme an Treffen oder der Besuch von Partys.
Jede Art von gesundem Verhalten geht mit langsameren Rückgang des Gedächtnisses einher
Nach Berücksichtigung von Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen könnten, stellten die Forscher ein erfreuliches Ergebnis fest: Jede einzelne Art von "gesundem Verhalten" war mit einem überdurchschnittlich langsamen Rückgang des Gedächtnisses über die zehn untersuchten Jahre verbunden.
Eine gesunde Ernährung wirkte sich am stärksten auf die Verlangsamung des Gedächtnisverfalls aus, gefolgt von kognitiver Aktivität und körperlicher Bewegung.
Insgesamt hatten Menschen mit vier bis sechs gesunden Verhaltensweisen eine um fast 90 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, eine Demenz oder eine leichte kognitive Beeinträchtigung zu entwickeln, als Menschen die keine oder nur eine gesunde Lebensweise pflegten. Bei zwei bis drei gesunden Verhaltensweisen waren es immerhin 30 Prozent.
Eine Sicherheit, dass man im Alter nicht an einer Demenz erkrankt, sind diese Ergebnisse nicht. Wissenschaftler gehen davon aus, dass auch genetische Veranlagungen mit weiterer Grund sind, eine Demenz zu entwickeln. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. empfiehlt neben gesunder Ernährung, genügend Sport und geistigen und sozialen Aktivitäten auch, Krankheiten wie etwa Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Diabetes behandeln zu lassen.
Quellen: Studie National Center for Neurological Disorders Beijing, Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.