Per Mini-U-Boot geht es durch ein Labyrinth aus kleinen Tunneln, vorbei an winzigen, farblosen Kreaturen. Manche paddeln, andere schlängeln sich durchs Wasser. Zu sehen ist diese unbekannte Welt unter unseren Füßen in einer Wanderausstellung, die am 21. Oktober im Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz startet. "Grundwasser lebt!" heißt sie und wirft den Spot auf einen kalten, dunklen Lebensraum, der kaum Beachtung findet und doch so wichtig ist.
70 Prozent allen Wassers aus unseren Hähnen stammt aus dem Untergrund. Alle Stoffe, die in den Boden gelangen und nicht von Pflanzen und anderen Organismen aufgenommen werden, landen früher oder später im Grundwasser. Bakterien überziehen die Wände der wasserführenden Bodenschichten wie einen Rasen und nutzen die Nährstoffe zur Energiegewinnung und zur Vermehrung. Zugleich bauen sie Schadstoffe ab. Würmer, kleine Krebse und Asseln wiederum weiden die Bakterienrasen ab. Zurück bleibt im Idealfall klares, rückstandsfreies Wasser in Trinkqualität.
Die Qualität des Grundwassers kann sich so verschlechtern
250 bis 500 Arten von Getier haben Fachleute bislang deutschlandweit in dieser Schattenwelt entdeckt. Viele lassen sich äußerlich kaum voneinander unterscheiden, nur ihr genetischer Fingerabdruck offenbart die Vielfalt.
Eigentlich führten sie bislang ein recht sorgloses Leben, sagt der Museumsdirektor und Zoologe Willi Xylander: "Das ganze Jahr über sind die Bedingungen im Untergrund konstant: Das Wasser ist zwischen zehn und zwölf Grad warm." Entsprechend langsam verlaufen evolutionäre Prozesse. "Sogenannte Brunnenkrebse haben sich über 300 Millionen Jahre nicht verändert, sie sind gewissermaßen lebende Fossilien", sagt Xylander. Zu ihnen zählt die Art mit dem wundersamen Namen Parabathynella badenwuerttembergensis. Sie kommt nur in ebendiesem Bundesland vor.
Doch die Vielfalt ist bedroht, warnt Xylander: "Zu hohe Nährstoffmengen und steigende Temperaturen begünstigen Arten, die bislang nur näher an der Oberfläche existieren können." Diese wandern weiter nach unten in den Boden. Das verändert die unterirdische Lebensgemeinschaft und kann die Qualität des Grundwassers verschlechtern.