Im Zentrum des 250 Millionen Lichtjahre entfernten Perseus-Haufens gibt es unerwartet viele intakte Zwerggalaxien. Das zeigen Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble, über die ein internationales Astronomenteam im Fachblatt "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" berichtet. Die Forscher sehen darin einen Beleg dafür, dass die Zwerggalaxien große Mengen an Dunkler Materie enthalten - deutlich mehr als die großen Spiralgalaxien.
"Wir waren überrascht, dass viele der Zwerggalaxien im Kernbreich des Haufens so glatt und rund aussehen - sie zeigen keinerlei Anzeichen irgendwelcher Störungen", sagt Christopher Conselice von der britischen University of Nottingham, der Leiter des Forscherteams.
Insgesamt beobachteten Conselice und seine Kollegen 29 Zwerggalaxien, 17 davon sind Neuentdeckungen. Die großen Galaxien in der Zentralregion des Perseus-Haufens zeigen deutliche Spuren enger Vorübergänge - Galaxien können durch die Gravitationskraft anderer Galaxien quasi zerrissen werden. Die kleineren Systeme im Perseus-Haufen sind dagegen überwiegend intakt.
"Es handelt sich um sehr alte Zwerggalaxien", so Conselice weiter, "wenn etwas sie stören könnte, so wäre es lange geschehen." Die Zwerggalaxien müssen also, so folgern Conselice und seine Kollegen, durch einen hohen Anteil an Dunkler Materie vor den Folgen naher Vorübergänge geschützt sein: Die Anziehungskraft der unsichtbaren Substanz hält die Sternsysteme gegen von außen wirkende Kräfte zusammen.
Dunkle Materie hält Galaxienhaufen und Galaxien zusammen
Rund 80 Prozent der Masse des Kosmos besteht nach heutigen Kenntnissen aus der rätselhaften Dunklen Materie, die sich nur durch ihre Schwerkraft verrät. Die Anziehungskraft der Dunklen Materie hält Galaxienhaufen und Galaxien zusammen - sonst würden sie durch ihre Eigenbewegung zerrissen. In den vergangenen Jahren stießen die Astronomen auf Hinweise, dass Zwerggalaxien erheblich mehr Dunkle Materie enthalten als normale Galaxien. Das bestätigen nun auch die Beobachtungen von Conselice und seinem Team. "Die Tatsache, dass die Spiralgalaxien in dem Haufen zerstört werden, aber die Zwerggalaxien nicht, deutet in diese Richtung", so der Wissenschaftler.