Außenbordeinsatz auf der ISS Pflicht und Kür im All

Astronaut Thomas Reiter hat seinen Außeneinsatz auf der ISS mit Bravour gemeistert. Zusammen mit seinem US-Kollegen erledigte er das Arbeitspensum so flott, dass er von der Nasa Sonderaufgaben aufgebrummt bekam.

Der deutsche Astronaut Thomas Reiter ist nach einem sechsstündigen Außeneinsatz sicher in die Internationale Raumstation ISS zurückgekehrt, wie die Europäische Weltraumagentur Esa mitteilte. Thomas Reiter und sein US-Kollege Jeff Williams erledigten ihre Arbeit so zügig, dass sie noch einige Extraaufgaben aufgetragen bekamen. Bei dem Aufenthalt im Weltraum ersetzte die beiden defekte Vorrichtungen am geplanten Kühlsystem der ISS. Außerdem wollten die Astronauten ein Gerät installieren, das zur Kontrolle der Energieversorgung dient. Damit soll die Gefahr von Funkenschlägen beim weiteren Ausbau der ISS verkleinert werden. Zudem sollten Reiter und Williams mehrere Messinstrumente an der Station anbringen.

In der Schwerelosigkeit sah es so aus, als bewegten sich die Astronauten in Zeitlupe. Der Eindruck täuscht jedoch. Die Raumstation rast mit 28.000 Kilometern in der Stunde um die Erde. Alle 90 Minuten wird es für die Weltraumfahrer Tag und Nacht. Bei aller Arbeit blieb Reiter und Williams noch Zeit zum Staunen. Über Florida etwa, wo sie den Blick bewunderten, und über Mauritius, wo sie ein paar Schnappschüsse fürs Familienalbum schossen. Nach fünf Stunden und 54 Minuten war alles vorbei. Da hatten Reiter und Williams draußen im All vier Mal die Erde umkreist und vier Sonnenaufgänge erlebt.

Zwei Shuttle-Flüge geplant

Bei dem Außeneinsatz trug Reiter einen weißen, Williams einen rot gestreiften Astronautenanzug. Zurück blieb der Russe Pawel Winogradow, der die Arbeit seiner zwei Kollegen von der Raumstation aus verfolgte. Der "rundum gelungene" Einsatz wurde vom Nasa-Kontrollzentrum in Houston aus geleitet. Williams und Winogradow halten sich bereits seit April in der Orbitalstation auf.

Der Ausbau der ISS war durch den Absturz des Shuttles "Columbia" 2003 ins Stocken geraten. Erst nach der geglückten Landung der Raumfähre "Discovery" im vergangenen Monat und zahlreichen technischen Verbesserungen wurde das Shuttle-Programm der Nasa wieder für den Aufbau-Einsatz an der 100 Milliarden Dollar (rund 78 Milliarden Euro) teuren ISS freigegeben. Nur die US-Raumfähren sind derzeit in der Lage, große Bauteile ins All zu befördern. Für die kommenden Monate sind zwei Shuttle-Flüge geplant. Die Fähre "Atlantis" soll zwischen Ende August und Anfang September Solarenergie-Bausteine auf die ISS bringen. Im Dezember soll die "Discovery" weitere Ausrüstung liefern. Dann soll auch das Kühlsystem der Station in Betrieb gehen. Die Nasa will Flüge mit der Raumflotte 2010 einstellen.

Vorbereitung auf "Columbus"

Der Deutsche Thomas Reiter ist auf der ISS für Gesundheit und Sicherheit, die Navigation sowie Außeneinsätze verantwortlich. Darüber hinaus soll er eine Reihe von Experimenten ausführen. Vor allem aber dient Reiters Einsatz der Vorbereitung auf das Raumlabor "Columbus", das Ende 2007 als Europas wichtigster wissenschaftlicher Beitrag zur ISS starten soll. Ein weiterer deutscher Astronaut soll im Herbst 2007 zur ISS fliegen.

AP · DPA · Reuters
Reuters/AP/DPA

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