Manchmal scheint die Erklärung auf der Hand zu liegen, warum Menschen Ufos sehen: So meldeten im Jahre 1982 Gäste eines Pubs in Südostengland den möglichen Besuch von Außerirdischen. Doch die roten und grünen blinkenden Lichter waren vermutlich eher auf den Bierkonsum der Kneipenbesucher und die Flugzeugschneise über ihnen zurückzuführen, als auf die bevorstehende Landung einer fliegenden Untertasse. Diese und Hunderte weitere Ufo-Sichtungen hat das britische Verteidigungsministerium nun erstmals veröffentlicht.
So berichtete zum Beispiel der Fischer Alfred Burtoo aus dem südenglischen Hampshire, zwei Männer in grünen Overalls hätten ihn in ihrem Ufo mitnehmen wollen. Als er diesen jedoch erzählt habe, er werde bald 78, hätten diese abgewehrt: "Du darfst gehen, du bist zu alt und schwach für unsere Zwecke." In den Akten befindet sich auch der Brief eines Briten, der von seiner innigen Freundschaft zu einem Außerirdischen namens Algar berichtet. Der Verfasser habe den Alien 1985 im Fluss Mersey gefunden, nachdem Algar mitsamt seinem Raumschiff von einem anderen Außerirdischen abgeschossen worden sei. Algar habe sich den britischen Behörden stellen wollen. Doch gerade dann sei er von noch einem anderen Außerirdischen getötet worden. Der Brite stehe jedoch telepathisch in Kontakt mit einem weiteren Außerirdischen, Malcben vom Planeten Platone. Über dem Brief steht als Kommentar des Verteidigungsministeriums: „Nicht beantworten.“
Aliens auf dem Radar
Andere Sichtungen klingen seriöser. Sie stammen zum großen Teil von Polizisten und Piloten, die auf dem Radar vermeintliche Ufos ausmachten. Auch gebe es Sichtungen mit mehreren "Zeugen", betonte Ufo-Experte Nick Pope, der lange für das Verteidigungsministerium arbeitete. So blieben auf der Waterloo-Brücke in London einst mehrere Menschen stehen, um ein vermeintliches UFO in der Form einer Untertasse zu begutachten.
Doch statt um "Unidentifizierte Flug-Objekte" handelt es sich nach Angaben von Pope um ganz banale Phänomene wie Flugzeuglichter, brennenden Raumfahrtschrott, Wetterballons oder ungewöhnliche Wolkenformationen. Auch die Kraft der Einbildung erklärt so manchen Ufo-Alarm: So verdoppelten sich beispielsweise nach der Kinopremiere von Steven Spielbergs Alien-Film "Unheimliche Begegnung der dritten Art" die Sichtungen. Die ersten veröffentlichten Dokumente betreffen die Zeit von 1978 bis 1987 und können kostenlos auf der Homepage des Nationalarchivs heruntergeladen werden. Insgesamt werden Tausende Sichtungen bis ins Jahr 2002 dokumentiert. Nach Angaben des Ministeriums sind 90 Prozent der Fälle natürlich zu erklären. Zehn Prozent seien jedoch noch mit einem Fragezeichen versehen. Aber auch diese stellten kein Sicherheitsrisiko dar, betonte das Ministerium.
Auch wenn sich die britische Regierung selbst für die noch so absurden Sichtungen zu interessieren schien (Schon 1952 erklärte Winston Churchill: "Was wollen uns all die Dinge über fliegende Untertassen sagen? Was kann es heißen? Was ist die Wahrheit?"), gab sie sich stets realistisch: Statt den Besuch von Außerirdischen im Vereinten Königreich wollte das Ministerium mit den Ufo-Hinweisen viel eher möglichen Spionage-Attacken aus dem Ausland nachgehen. "Es gibt mit Sicherheit keine Beweise, dass Außerirdische auf diesem Planeten gelandet sind", heißt es dann auch folgerichtig in einer Akte. Und in einer Anmerkung von 1979 schrieb die Behörde: "Die Regierung Ihrer Majestät wurde niemals von Außerirdischen kontaktiert."