Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) holt sich einen neuen Sprecher ins Haus: ARD-Journalist Michael Stempfle werde Leiter Stab Informationsarbeit, teilte das Ministerium am Montag in Berlin mit. Stempfle löst damit den früheren ARD-Journalisten Christian Thiels ab, der sowohl für Ministerin Christine Lambrecht (SPD) als auch für ihre Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) als Sprecher tätig war.
Allerdings hatte Stempfle am 17. Januar, kurz vor Pistorius' Berufung zum Verteidigungsminister, den Niedersachsen auf "tagesschau.de" noch als "Vollblutpolitiker, der anpackt" gelobt – "mit einem sicheren Gespür für Themen und für pragmatische Lösungen". Sechs Tage später wurde sein Wechsel ins Ministerium bekannt. Das wirft Fragen auf: Lag Stempfle bei Veröffentlichung des Textes schon das Angebot des Bundesverteidigungsministeriums vor? Und wann wusste die ARD vom bevorstehenden Wechsel? Das fragt auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer auf Twitter: "Kürzlich noch überschwänglich Boris #Pistorius bejubelt und schon wird @mijoste (Twitter-Name von Michael Stempfle, d. Red.) sein Sprecher im @BMVg_Bundeswehr. Sicherlich klärt uns #Stempfle auf, ob das Jobangebot aus dem BMVg zum Zeitpunkt des Kommentars schon vorlag!?"
Michael Stempfle: Schneller Wechsel von der ARD ins Verteidigungsministerium
Unter dem Tweet fragen sich auch andere Nutzer, ob das alles korrekt gelaufen ist. Dass Journalisten aus Redaktionen ins Pressestellen von Unternehmen, Behörden oder Ministerien wechseln, ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Auch Stempfles Vorgänger war vor seinem Job als Pressesprecher im Bundesverteidigungsministerium Journalist bei der ARD. Ungewöhnlich ist im Fall Stempfle aber die kurze zeitliche Abfolge zwischen beiden Tätigkeiten. Auf stern-Anfrage schreibt eine Unternehmenssprecherin des SWR, für den Stempfle im ARD-Hauptstadtbüro gearbeitet hat: "Michael Stempfle hat am Montag, 23.1.23, den SWR über die Beendigung seines Arbeitsvertrages informiert. Hierüber gab es zuvor keine Information. Der Artikel bei tagesschau.de von Michael Stempfle bekommt aus Transparenzgründen einen Zusatz, der erklärt, dass er zu diesem Zeitpunkt noch Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio war." Das Bundesverteidigungsministerium wollte sich auf stern-Anfrage nicht über die Pressemitteilung zur Personalie hinaus nicht äußern.
Das Verteidigungsministerium war schon häufig der Schleudersitz im Kabinett

Der CSU-Politiker trieb in seiner Amtszeit den Ausbau der Bundeswehr voran. 1962 geriet Strauß in den Sog der "Spiegel"-Affäre – einen der größten Skandale der jungen Bundesrepublik. Das Hamburger Magazin wurde wegen eines kritischen Artikels strafrechtlich verfolgt, dem Minister wurde in diesem Zusammenhang eine falsche Unterrichtung des Bundestags vorgeworfen. 1962 trat Strauß als Minister zurück.
Die "Tagesschau" hat unter den Stempfle-Text inzwischen den Hinweis geschrieben: "Anmerkung der Redaktion: Michael Stempfle war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Textes (17. Januar 2023) Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio. Seit dem 23. Januar 2023 ist bekannt, dass er als Sprecher in das Verteidigungsministerium wechselt."
Hinweis: Der Text wurde um das Statement des SWR und die Antwort des Bundesverteidigungsministeriums ergänzt.
Weitere Quelle:Pressemitteilung des Bundesverteidigungsministeriums zu Stempfle.