ISS Sicherheitsprobleme könnten Crew gefährden

NASA-Techniker haben vor Sicherheitsproblemen auf der Internationalen Raumstation gewarnt. Die veraltete Technik könnte für die Astronauten lebensgefährlich werden.

Kurz nach der Ankunft der neuen Crew auf der Internationalen Raumstation (ISS) haben NASA-Techniker vor massiven Sicherheitsproblemen an Bord der Station gewarnt. Die "Washington Post" berichtete, dass die Techniker davon abgeraten hätten, eine neue Besatzung in den Orbit zu entsenden Die ISS sollte nach Meinung der NASA-Spezialisten so lange nicht besetzt werden, bis die Versorgungsflüge mit US-Shuttles wieder aufgenommen werden können. Diese waren nach dem Absturz der "Columbia"-Fähre im Februar gestoppt worden. Zurzeit benutzen die Crews der ISS russische Sojus-Kapseln zur Beförderung.

NASA-Sprecher Lee Feinberg bestätigte der dpa, dass die Probleme mit den internationalen Partnern besprochen wurden. Allerdings würde keine "unmittelbare Gefahr" bestehen. NASA-Chef Sean O'Keefe erklärte dass die Crew nicht in Gefahr sei. Es könne aber sein, dass sich die Situation in den kommenden sechs Monaten verschlechtere. Dann müsse es sofort heißen: "Geht an Bord der Sojus, schaltet das Licht aus und geht."

Crew: Kopfschmerzen und Schwindel

Nach Informationen der "Washington Post" warnten die NASA-Experten unter anderem vor Problemen bei der elektronischen Überwachung und Aufrechterhaltung der Lebensbedingungen auf der Station. Die sich verschlechternden Lebensbedingungen haben nach Erkenntnissen der "Washington Post" bereits dazu geführt, dass die Astronauten über Kopfschmerzen und Schwindel geklagt hätten. Außerdem hätte die Besatzung Probleme, klar zu denken.

Technische Probleme würden zum Beispiel die alternden Messinstrumente verursachen, mit denen die Bodenkontrolle die Wasser- und Luftqualität misst. Dies sei schon seit längerem genau so unmöglich wie die Messung der Strahlung an Bord. NASA-Sprecher Feinberg erklärte dazu, dass es an Bord der Station immer eine Mehrfachabsicherung gebe. Ein russisches System sei noch einsatzbereit, um die Luft zu analysieren.

Ursache ist Columbia-Absturz

Seit dem Absturz der Raumfähre "Columbia" ist die Shuttle-Flotte der NASA am Boden geblieben. So konnten kaum noch Nachschub oder Ersatzteile für die alternden Instrumente ins All gebracht werden. Insbesondere die Geräte zur Messung der Herzfrequenz der Astronauten oder zur Behandlung von Herzunregelmäßigkeiten müssten erneuert werden. Außerdem seien viele Medikamente abgelaufen, berichtete die Zeitung.

Innerhalb der NASA ist das weitere Vorgehen umstritten. Die einen seien dafür, die Station so lange unbesetzt zu lassen, bis die Shuttles wieder für Flüge freigegeben werden. Frühestens im Herbst 2004 könnte demnach eine neue Crew ins All starten. Ihr stärkstes Argument ist die mögliche Gefährdung für die Astronauten. Die andere Fraktion hebe die Gefahr für die Raumstation in den Vordergrund. Wenn die ISS nicht mehr besetzt ist, könnten technische Probleme nicht mehr schnell behoben werden.

Die NASA ist in zwei Lager gespalten

Die NASA befindet sich nach Einschätzung von Experten nun in einer schwierigen Lage. So war ihr vor der "Columbia"-Katastrophe vorgeworfen worden, sie habe Warnungen von Technikern und anderen NASA-Angestellten missachtet und nichts unternommen, um die Fähre während des Flugs auf mögliche Schäden zu untersuchen. O'Keefe gelobte danach, solche Hinweise mehr zu beachten. Doch mit der Entscheidung zum Start der Sojus-Kapsel mit der neuen Langzeitmannschaft setzte sich die NASA erneut über klare Warnungen hinweg. Zwei NASA- Wissenschaftler weigerten sich, die Startfreigabe zu unterschreiben.

Sie rieten von einer neuen Mission ab, da das Risiko für die Crew zu groß. Die achte Langzeitbesatzung war am Wochenende mit einer russischen Sojus-Kapsel zur Station geflogen. Der US-Astronaut Michael Foale und sein russischer Kollege Alexander Kaleri lösen Edward Lu und Juri Malentschenko ab und sollen 200 Tage im Orbit bleiben

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