Ein extrem hoch fliegendes Nasa-Forschungsflugzeug hat 2003 aus den oberen Schichten der Erdatmosphäre etwas ganz Besonderes eingefangen: kosmischen Staub. In den Mini-Partikeln aus dem All fanden Wissenschaftler nun ein noch nie gesehenes Mineral. Forscher aus den USA, Japan und Deutschland identifizierten es als ein Halbleiter-Material bestehend aus Mangan und Silizium. Weder auf der Erde noch im Weltall sei so etwas je gefunden worden, teilte die Universität Washington in Seattle mit.
Das Mineral stammt wahrscheinlich von einem Kometen, durch dessen Teilchenstrom die Erde zu der Zeit gerast ist. Die Nasa schickte ein Forschungsflugzeug mit speziellen Fangvorrichtungen in die Region, wo sie die meisten Partikel erwartete. Der Komet 26P/Grigg-Skjellerup wurde im Jahr 1902 zum ersten Mal beschrieben und taucht alle fünf Jahre auf. "Als ich dieses Mineral zu ersten Mal sah, wusste ich sofort, dass man so etwas noch nie zuvor gesehen hatte", sagte Nakamura-Messenger, einer der beteiligten Wissenschaftler. Die eigentliche Untersuchung dauerte allerdings noch einige Monate, weil die Teilchen so winzig sind - sie messen weniger als 100 Nanometer. Um die Struktur des Teilchens zu bestimmen, mussten die Wissenschaftler mit extrem hochauflösenden Mikroskopen arbeiten.
Eine Ehre für den Namensgeber
Der Internationale Mineralogenverband (IMA) nannte das Mineral Brownleeit, zu Ehren des US-Forschers Donald Brownlee. Das Brownlee-Mineral gesellt sich nun zu über 4300 anderen bekannten Mineralien. Der Namensgeber fühlte sich geschmeichelt: "Ich war bislang immer sehr interessiert an Mineralien, daher ist es wunderbar, nun selbst eines zu sein", sagte Brownlee, der sich auf Partikel aus dem All spezialisiert hat. "Ich schätze ein Vitamin zu sein, ist der nächste Schritt."
Pro Jahr fallen laut Nasa etwa 40.000 Tonnen Material aus dem All auf die Erde - täglich ein Teilchen pro Quadratmeter Erdoberfläche. Die Partikel sind allerdings so klein, dass es zehn Milliarden von ihnen bräuchte, um einen Quadratmeter Fläche zu bedecken. Das erklärt auch, wieso sie so schwer zu finden sind. Für die Wissenschaftler ist dieser Staub allerdings kein Schmutz, sondern von größtem Interesse: Denn er besteht aus den Bausteinen unseres Sonnensystems. Forscher erhoffen sich so Rückschlüsse auf die Entstehung des Universums.