Nationalarchiv Großbritannien gibt weitere X-Akten frei

Was geschah im Rendlesham Forest? Wer setzte im Nordwesten Englands einen Schlafwagen mit Lichtblitzen in Brand? Das britische Nationalarchiv hat weitere X-Akten geöffnet. Futter für Ufo-Gläubige und Mystery-Fans.

Das britische Nationalarchiv hat am Montag einen weiteren Teil seiner Ufo-Akten veröffentlicht und damit Einblick in zahlreiche mysteriöse Sichtungen gegeben. Auf mehr als 4000 Seiten schildern Zeugen etwa 800 Begegnungen mit unbekannten Flugobjekten aus den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Für einige Zwischenfälle gibt es einfache Erklärungen - so haben etwa 1993 beunruhigte Londoner einen beleuchteten Werbezeppelin für ein UFO gehalten. Andere Fälle scheinen brisanter.

Zu diesen Fällen gehört eine von Großbritanniens bekanntesten Ufo-Sichtungen, der "Rendlesham Forest Incident". In der Nähe des US-Luftwaffenstützpunkts Woodbridge im Osten Englands wurde im Dezember 1980 ein dreieckiges, leuchtendes, metallenes Objekt im Wald gesichtet. Wie Oberstleutnant Charles Halt berichtete, fanden sich daraufhin ungewöhnliche Strahlenwerte und Abdrücke im Boden. In der folgenden Nacht hätten dann viele Soldaten, darunter auch Halt selbst, ein pulsierendes, rotes Licht gesehen. Das Verteidigungsministerium konnte den Zwischenfall nicht erklären, stellte den Akten zufolge aber keinen Hinweis auf eine Bedrohung fest. 1985 kritisierte der ehemalige Chef der britischen Streitkräfte, Lord Hill-Norton, in einem Brief an den Verteidigungsminister, dass die "verwirrende und beunruhigende" Episode nie vollständig aufgeklärt worden sei. Entweder sei britisches Territorium anfällig für unrechtmäßiges Eindringen, oder eine beträchtliche Anzahl von US-Personal habe ernstzunehmende Wahrnehmungsstörungen. Die militärischen Konsequenzen daraus "könnten schwerwiegend" sein, schrieb Hill-Norton damals.

Kino und Fernsehen beflügeln die Phantasie

Neben dem "Rendlesham"-Zwischenfall gehört eine Ufo-"Attacke" auf einen Friedhof im Nordwesten Englands zu den mysteriöseren Fällen, die dokumentiert wurden. Laut einem Polizeibericht hat ein Mann beobachtet, wie ein Ufo Lichtschüsse in den Boden gefeuert habe. Ein Polizist fand an dem Ort später einen rauchenden Eisenbahnschlafwagen.

Auch Verschwörungstheoretiker finden in den Akten interessanten Lesestoff. Der Leiter der Ufo-Abteilung des Verteidigungsministeriums spekulierte 1993, dass eine Reihe von Ufo-Sichtungen im Südwesten Englands mit "Aurora" zusammenhängen könnten, einem geheimen US-Spionageflugzeug, dessen Existenz nie offiziell bestätigt wurde. Auf einem seiner Briefe findet sich die Notiz: "Danke. Ich schlage vor, sie lassen dieses Thema jetzt fallen."

1996 sprang die Zahl der Ufo-Sichtungen von 117 im Vorjahr auf 609. David Clarke, Experte für nicht identifizierte Flugobjekte, sieht einen Zusammenhang mit der Fernsehsendung "The X-Files" (hierzulande als "Akte X" bekannt), in der es um übernatürliche Zwischenfälle geht, und der Veröffentlichung des Films "Independence Day", der von einer Alien-Invasion handelt. Auch 1978, als der Film "Unheimliche Begegnungen der dritten Art" in die Kinos kam, sei die Zahl der Sichtungen viel höher als sonst gewesen.

AP
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