Der Sicherheitsberater des amerikanischen Expräsidenten Bill Clinton, Sandy Berger, ist ins Visier der Justizbehörden geraten. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP wurden Ermittlungen eingeleitet, weil Berger bei der Vorbereitung der Anhörungen der Kommission zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 geheime Unterlagen aus einem Leseraum des Nationalarchivs entfernt habe. Berger sprach von einem Versehen und gab die Dokumente zurück. Einige Unterlagen fehlen allerdings noch immer.
Versehentlich geheime Unterlagen eingesteckt
Dazu zählen nach Angaben aus Ermittlerkreisen Entwürfe eines kritischen Berichts über den Umgang der Regierung Clinton mit Terrordrohungen des Netzwerks Al Kaida während der Millenniumsfeiern im Dezember 1999. Berger und sein Anwalt Lanny Breuer erklärten am Montagabend, der ehemalige Sicherheitsberater habe handschriftliche Notizen aus dem Lesesaal mitgenommen, die er bei seiner Lektüre der geheimen Anti-Terror-Dokumente angefertigt habe. Versehentlich habe er darüber hinaus auch Exemplare geheimer Unterlagen eingesteckt.
"Ich bedaure diese Schlamperei zutiefst, aber ich hatte nicht die Absicht, der Kommission Dokumente vorzuenthalten. Ganz im Gegenteil, meines Wissens wurde der Kommission jedes von ihr angeforderte Dokument der Clinton-Regierung vorgelegt", erklärte Berger.
Einige Dokumente weggeworfen
Aufmerksam wurden die Behörden auf den Vorfall, weil Angestellten des Nationalarchivs nach Bergers Besuch das Fehlen von Dokumenten aufgefallen war. Die Bundespolizei FBI durchsuchte nach der Rückgabe der meisten Unterlagen noch Bergers Haus und Büro, fand aber nicht die noch fehlenden Schriftstücke. Berger erklärte, er habe dem Nationalarchiv in Washington alles zurückgegeben, was er gehabt habe, "außer einigen Dokumenten, die ich offensichtlich versehentlich weggeworfen hatte".
Berger war in der zweiten Amtszeit Clintons dessen Sicherheitsberater. Zuletzt hat er den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, John Kerry, inoffiziell beraten. Clinton bat Berger im vergangenen Jahr, die Unterlagen, die der so genannten 9/11-Kommission vorgelegt wurden, zu sichten und auszuwählen. Sie umfassten mehrere tausend Seiten.
Volle Zusammenarbeit zugesichert
Anwalt Breuer sagte, sein Mandant habe geglaubt, er habe Kopien von Geheimakten vor sich, nicht die Originale. Mit der Mitnahme seiner handschriftlichen Notizen habe Berger gegen die Vorgaben des Archivs verstoßen, dass es sich dabei um eine Rechtsverletzung handeln solle, sei aber nicht klar. Berger habe den Behörden volle Zusammenarbeit zugesichert. Bislang sei er jedoch noch nicht vernommen worden.