Das Startfenster für die Weltraumfähre
Die Weltraumfähren haben bei Flügen zur Internationalen Raumstation (ISS) jeden Tag ein etwa fünfminütiges Startfenster. Dann liegen die Flugbahnen der Station und des Shuttles so optimal, dass ein Andocken nach zwei Tagen möglich ist. Das Startfenster verschiebt sich auf Grund der Umlaufbahn der ISS jeden Tag um etwa 23 Minuten nach vorn.
Die ISS umrundet die Erde alle 90 Minuten, überquert den Äquator immer an anderen Stellen. Wenn das Shuttle außerhalb des Startfensters starten würde, müsste es der Station für eine perfekte Andockposition zu lange hinterherjagen. Das koste zu viel Energie, sagte ein Sprecher der Weltraumbehörde Nasa.
Beim Flug der "Discovery" kommt eine Sicherheitsanforderung hinzu, die nur für diesen Flug gilt. Weil sich beim Start der später verunglückten Raumfähre "Columbia" vor zweieinhalb Jahren ein Stück Schaumstoff vom Außentank löste und den Tragflügel beschädigte, will die Nasa den Start dieses Mal von allen Seiten ausführlich filmen und fotografieren. Deshalb darf der Flug nur bei Tageslicht starten. Am 31. Juli liegt das Startfenster beispielsweise um 8.39 Uhr Ortszeit (14.39 Uhr MESZ).
Einen früheren Starttermin am Tage schließt die Nasa aus Sicherheitsgründen aus. Die nächste Gelegenheit für einen Starttermin bei Tageslicht besteht danach deshalb erst wieder ab 9. September.
Die Weltraumfähre Discovery" wird frühestens am Samstag ins All starten. Wenn bis dahin der Fehler in der Treibstoffanzeige behoben ist, sei um 20.40 Uhr MESZ ein neues Startfenster auf, sagte der stellvertretende Shuttle- Programm-Manager Wayne Hale am Mittwoch am Weltraumbahnhof in Cape Canaveral. Astronauten und Weltraumexperten äußerten sich allerdings skeptisch, dass die Ingenieure das Problem bis dahin in den Griff bekommen.
Start nur bei Tageslicht
Weil die Weltraumbehörde Nasa den ersten Start nach dem "Columbia"-Unglück vor zweieinhalb Jahren mit mehr als 100 Kameras filmen und fotografieren will, kommt nur ein Start bei Tageslicht in Frage. Das ist noch bis Ende Juli möglich. Danach müsste die "Discovery" bis September am Boden bleiben.
Der für 21.51 Uhr MESZ vorgesehene Start war am Mittwoch zweieinhalb Stunden vorher abgesagt worden. Eine der vier Treibstoffanzeigen im Außentank klemmte bei einem Testlauf und ließ sich nicht auf "leer" umstellen. Das ist wichtig, weil diese Anzeige für den Fall, dass der Treibstoff knapp wird, automatisch ein Triebwerk abstellen würde. Das Problem war bereits bei Tests im April sporadisch aufgetaucht. "Als die Anzeigen verrückt spielten, beschlossen wir, dass es Zeit war, alles abzusagen", sagte Hale. "Bis jetzt handelt es sich um eine unerklärliche Anomalie", sagte Nasa-Direktor Michael Griffin.
Raumfahrer waren bereits festgeschnallt
Die sieben Astronauten waren bereits im Shuttle in ihren Sitzen festgeschnallt, als die Entscheidung zum Abbruch fiel. Sie stiegen unverrichteter Dinge wieder aus. Der Tank der senkrecht auf der Startrampe montierten Raumfähre wurde entleert. Er enthält rund zwei Millionen Liter flüssigen Sauerstoff und Wasserstoff. Wenn Ingenieure das Problem nicht finden können, muss das Shuttle zurück in den Hangar gebracht werden. Damit würde sich der Abflug weiter verzögern. Im September sollte eigentlich die Fähre "Atlantis" mit dem deutschen Astronauten Thomas Reiter zur Internationalen Raumstation ISS starten.
Die Weltraumbehörde hatte nach dem "Columbia"-Unglück 1,1 Milliarden Dollar (rund 910 Millionen Euro) in die Verbesserung der Shuttles und einen völlig neu konzipierten Außentank gesteckt. Von dem Tank der "Columbia" war vor zweieinhalb Jahren beim Start ein Stück Schaumstoff abgesprengt und hatte den Tragflügel beschädigt. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre traten durch den Riss heiße Gase ein, verglühten Kabel und Leitungen und ließen das Shuttle über Texas auseinander brechen. Sieben Astronauten kamen dabei ums Leben.
Die "Discovery" soll unter anderem Nachschub sowie Ersatzteile zur ISS bringen.