Raumsonde "Messenger" Heiße Mission, eiskalt abgebrochen

Wegen schlechter Wetterbedingungen hat die US-Weltraumbehörde NASA den Start ihrer Raumsonde "Messenger" zum Planeten Merkur verschoben.

Dicke Wolkenschichten hätten den Start unmöglich gemacht, teilte das NASA- Kontrollzentrum am Montagmorgen in Cap Caneveral mit. Ob ein Start am Dienstagmorgen möglich ist, war zunächst noch unklar.

Die NASA will erstmals seit 30 Jahren wieder eine Raumsonde zu dem sonnennächsten Planeten schicken. Der Start war für Montagmorgen um 2.16 Uhr Ortszeit (8.16 Uhr MESZ) geplant und wurde dann knapp zehn Minuten vorher abgesagt.

Die "Messenger"-Sonde soll in den kommenden sieben Jahren rund acht Milliarden Kilometer durch das Weltall fliegen, bevor sie im März 2011 in eine Umlaufbahn um den Merkur einschwenkt und ihn ein Jahr lang umkreisen wird.

Die NASA erhofft sich von der 427 Millionen Dollar (345 Millionen Euro) teuren Mission neue Aufschlüsse über die geologische Geschichte des zweitkleinsten Planeten im Sonnensystem sowie dessen Magnetfeld und mögliche Eisvorkommen an den Polen.

Oberfläche des Merkur - so hell wie elf Sonnen

Kein anderer Planet des Sonnensystems ist unserem Zentralgestirn so nahe wie der Merkur mit einem Abstand von nur 58 Millionen Kilometern. Zum Vergleich: die Erde ist 150 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Auf der Oberfläche des Merkur ist es so hell, als ob auf der Erde elf Sonnen gleichzeitig schienen. Merkur ist nur so groß wie der Erdmond, aber wegen Schwermetallen besitzt er die gleiche Dichte wie die Erde.

Erste Mission seit 1975

"Messenger" wird das erste Raumschiff sein, das in die Umlaufbahn des Miniplaneten eintritt; seit "Mariner 10" im Jahr 1975 ist es außerdem die erste Sonde, die dem bislang wenig erforschten Merkur nahe kommt. Die Raumkapsel muss Temperaturen von 371 Grad Celsius aushalten, wenn sie in die Umlaufbahn eintritt. "Messenger" besitzt zwei Solarflügel mit tausenden kleiner Spiegel, die das intensive Sonnenlicht reflektieren. Nur ein Drittel der Flügel ist zur Produktion von Elektrizität mit Solarzellen besetzt. Spezielle Hitzeventile sollen die Elektronik im Innern schützen. Wenn die Auslässe geschlossen werden, dürfte das kistenförmige Flugobjekt wie ein Haus aussehen, an dem alle Rollläden herunter gelassen wurden.

Weiteren Schutz bietet ein neuartiger Stoff, der nicht einmal einen Zentimeter dick ist. "Wenn das die Sonne nicht abhält, wird alles geröstet," sagt Techniker Neal Bachtell. Er schnitt das mit Keramik durchsetzte cremefarbene Tuch per Hand zu und nähte es mit einem Teflon beschichteten Fiberglas-Faden zu einem Quilt von fast sieben Quadratmetern Größe zusammen.

Pirouetten verlängern die Reisedauer auf acht Jahre

Zum Abbremsen muss "Messenger" Pirouetten um die Nachbarplaneten drehen: Einmal um die Erde, zwei Mal um die Venus und drei Mal um den Merkur. Daher reist die Sonde über eine Strecke von acht Milliarden Kilometer, obwohl der Merkur nur rund 80 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist. Somit verlängert sich die Reisedauer, die auf direktem Weg wenige Monate dauern würde, extrem. Geschätzte Ankunft: März 2011.

Nach dem Ende der Mission im Jahr 2012 wird "Messenger" so lange im Orbit des Merkur kreisen, bis er auf dessen Oberfläche stürzt. Mit der Sonde jagen zwei US-Flaggen zum Merkur: Das verantwortliche Raumfahrt-Team der Johns Hopkins University klebte zwei Abziehbilder auf diejenigen Teile der Sonde, die die meiste Hitze aushalten. Die Wissenschaftler wollen für alle Zeiten zeigen - wem auch immer -, dass die Amerikaner dort waren.

Marcia Dunn, AP

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