Wenn häufiger ansteckende Krankheiten drohen, fühlen sich Frauen eher zu Männern mit markanten Gesichtszügen hingezogen. Ist die Gesundheitsversorgung optimal und die Lebenserwartung hoch, finden sie dagegen Männer mit eher femininen Zügen attraktiver. Dies verkünden britische Wissenschaftler im Fachblatt "Proceedings of the Royal Society B".
Das Team um Lisa DeBruine befragte per Internet 4794 Frauen aus dreißig Ländern. Präsentiert wurden den Frauen die Gesichter von 20 Männern - wobei diese einmal mit stärkeren männlichen und einmal mit stärkeren weiblichen Zügen versehen wurden. Später errechneten die Forscher, wie oft die Frauen eher die kantigen, männlichen beziehungsweise die weicheren, weiblichen Gesichter bevorzugten. Die Ergebnisse glichen sie mit dem Gesundheitsindex des Herkunftslandes der Frauen ab. Dieser setzte sich aus acht verschiedenen Kennzahlen zusammen, unter anderem Säuglingssterblichkeit, Lebenserwartung und Todesfälle durch ansteckende Krankheiten.
Mit dem Ergebnis, dass die maskulinen Züge umso attraktiver wirkten, je schlechter es um die Gesundheit im jeweiligen Land bestellt war. So favorisierten beispielsweise die teilnehmenden Schwedinnen und Belgierinnen in 68 Prozent der Fälle den Mann mit femininen Gesichtszügen. Frauen aus Brasilien, dem Land mit dem schlechtesten Gesundheitsindex in der Studie, bevorzugten zu 55 Prozent das maskuline Gesicht. Die deutschen Frauen, die an dem Versuch teilnahmen, bevorzugten in 41 Prozent der Fälle die kantigen Typen.
Die Wissenschaftler erklären sich die Verbindung von Gesundheitsindex und der unterschiedlichen Beurteilung der Attraktivität so: In einer Umwelt, die viele Gefahren für die Gesundheit birgt, spielt die Fitness der Nachkommen eine besonders große Rolle. Wie bereits frühere Studien gezeigt hätten, wird die Wahrscheinlichkeit dafür durch männliche Gesichtszüge des Vaters erhöht.
Was für feminine Typen spricht
Wieso wählen aber Frauen aus Ländern mit einem hohen Gesundheitsindex Partner mit femininen Gesichtszügen? Der Grund dafür soll folgender sein: Männer mit maskulinen Zügen gelten als unehrlich, unkooperativ und mehr an kurzfristigen Beziehungen interessiert - und als schlechtere Väter. Das könnte erklären, warum Frauen, wenn die Gesundheit weniger relevant erscheint, eher einen Mann mit femininen Zügen als Partner in Betracht ziehen.
Ein Nachteil bei der Studie ist allerdings die Länderauswahl - es waren nur Frauen aus Nord- und Südamerika sowie europäischen Staaten mit dabei. Zudem dürften die Daten aus einigen Ländern recht wackelig sein. Von den 4794 befragten Frauen stammten 2447 aus den USA, 1089 aus Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. In 12 der 30 Länder nahmen dagegen weniger als dreißig Frauen an dem Online-Test teil.