Der aus Nürnberg stammende Entdecker des Gletscher-Mannes "Ötzi" ist jetzt möglicherweise selbst in den Alpen ums Leben gekommen. Der 67-jährige Helmut Simon, der die Steinzeit-Mumie 1991 bei einer Bergwanderung im Eis des Similaun- Gletschers in Südtirol fand, wird seit vergangenen Freitag im Bereich des Gamskarkogel im Salzburger Pongau vermisst.
Kaum noch Überlebenschancen
Nach Meinung der österreichischen Bergwacht gibt es kaum noch Chancen, ihn lebend zu finden. Nach einer dreitägigen Suchaktion mit bis zu 120 Helfern wurden weitere Rettungsaktionen am Montag wegen Lawinengefahr vorläufig abgesagt.
Simon, der seit Jahren mit den italienischen Behörden um einen angemessenen Finderlohn für "Ötzi" streitet, war nach Angaben seiner Frau Erika am Freitagvormittag zu der Wanderung aufgebrochen, von der er nicht zurückkehrte. Daraufhin schlug sie bei der Polizei Alarm, die wiederum die Bergwacht verständigte. Die Suche wurde erschwert, weil Simon kein Ziel seiner Wanderung genannt hatte.
Noch am selben Abend wurde eine Suchaktion eingeleitet, an der sich Bergretter aus Bad Hofgastein und Bad Gastein beteiligten. Sie wurde am frühen Samstagmorgen abgebrochen und Stunden später wieder aufgenommen. Bis zu 120 Helfer setzten auch Hundestaffeln ein. Wegen starken Schneefalls blieb die Suche auch am Sonntag erfolglos.
Wegen Finderlohn stritt er mit den italienischen Behörden
Gerald Kainz, Leiter der Bergrettung Hofgastein, sagte am Montag, es bestehe kaum Hoffnung, Simon lebend zu finden. Die Temperaturen in dem bis zu 2500 Meter hohen Gebiet liegen seit Tagen unter Null. Das Gebiet ist rund 150 Kilometer von jener Stelle entfernt, in der das Ehepaar vor 13 Jahren die Steinzeitmumie "Ötzi" gefunden hatte.
Die Simons hatten die mumifizierte Leiche des Gletscher-Mannes am 19. September 1991 bei einer Bergtour auf der Südtiroler Seite des Similaun-Gletschers in über 3 000 Metern Höhe gesehen und sie zunächst für eine "gewöhnliche" Leiche gehalten. Die Mumie wird inzwischen nach ihrem Fundort im Ötztal nur "Ötzi" genannt. Untersuchungen ergaben, dass "Ötzi" rund 5300 Jahre alt ist und aus der Jungsteinzeit stammt.
Wegen des Finderlohns streiten die Simons mit den italienischen Behörden. Vor einem Jahr hatte das Landesgericht Bozen das Ehepaar zwar als Finder der Gletscherleiche offiziell anerkannt, verweigert jedoch nach wie vor den Finderlohn. Die Anwälte der Simons nahmen nach dem Gerichtsurteil erneut Verhandlungen mit dem Land Südtirol auf.
Als realistisch bezeichneten die Anwälte eine Forderung zwischen 150 000 und 250 000 Euro. Ihr Argument: Der Mann aus dem Eis sei die größte touristische und wissenschaftliche Attraktion Südtirols und locke jährlich 300 000 Besucher in das eigens für ihn errichtete Museum in Bozen. Eine Einigung ist nicht in Sicht.
DPA