Immer wenn die 27-jährige Schweizer Flötistin ein bestimmtes Tonintervall hört, fühlt sie einen jeweils dazugehörigen Geschmack auf der Zunge, berichtet das Team des Instituts für Neuropsychologie Zürich in der Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 434, S. 38). In dieser ausgeprägten Form sei ein solches Phänomen bisher nicht wissenschaftlich beschrieben worden, sagte Professor Lutz Jäncke der dpa.
So ordne die aus Basel stammende Frau etwa einer kleinen Terz unwillkürlich einen salzigen Geschmack zu, eine große Terz schmecke süß. Dies komme ihr auch in ihrem Beruf als Flötistin zu Gute. Nach Angaben der Wissenschaftler ist diese Form einer Synästhesie (mehrere Wahrnehmung bei nur einem Sinnesreiz) sehr selten, während bestimmte Menschen beim Hören von Musik zum Beispiel häufiger auch Farbeindrücke empfinden. Um die besondere Sinneskoppelung zu belegen, testeten die Forscher die Reaktionen der Frau über mehr als ein Jahr. Bei Vergleichen mit fünf anderen Musikern habe sie eine deutlich schnellere "Treffsicherheit" bei der Zuweisung von Geschmäckern und Tönen gezeigt. Zudem ordne die Frau einzelnen Tönen jeweils eine bestimmte Farbe zu.
Besondere Fähigkeiten bei der Verknüpfung von Sinneswahrnehmungen haben nur wenige Menschen. Dies treffe wohl nur auf eine von 2000 Personen zu, erläutert Jäncke. Andere Schätzungen gehen davon aus, dass sogar einer von 500 Menschen Synästhetiker ist.
DPA