Troja Menschenknochen im Verteidigungsgraben

Seit 140 Jahren graben Archäologen im Gebiet der legendären Stadt Troja - und noch immer sind nicht alle Rätsel gelöst. Nun wurde in einem Verteidigunggraben der Oberschenkelknochen eines Menschen gefunden.

In dem vor drei Wochen freigelegten Teil des bronzezeitlichen Verteidigungsgrabens fanden die Archäologen Knochen eines großen Tieres sowie ein Stück eines Oberschenkelknochens eines Menschen. Die berichtet der Grabungsleiter Ernst Pernicka. Für eine Bewertung dieser Funde sei es aber noch zu früh, fügte der Tübinger Experte für Archäometrie hinzu. Er wies zugleich die Kritik des Tübinger Althistorikers Frank Kolb zurück, der noch immer die Deutung des Grabens als Bollwerk der Unterstadt Trojas bezweifelt.

Kolbs Darstellung, wonach es sich auch um Wassergräben handeln könne, sei durch die bisherigen Ausgrabungen widerlegt, betont Pernicka. Er sagte: "Der Graben wurde an mehreren Stellen im Westen und Süden der Unterstadt gefunden - zusammen mit einer Toranlage. Da an dieser Stelle der Grabenverlauf unterbrochen ist, kann niemals fließendes Wasser in dieser Anlage gewesen sein. Als Wasserrückhaltebecken wäre die Anlage ebenfalls ungeeignet gewesen, denn sie überwindet auf der erschlossenen Länge von etwa 1,4 Kilometern mehr als 18 Meter Höhenunterschied und verliert dann auf wenigen Dutzend Meter wieder drei Meter Höhe."

Bedeutendes regionales Zentrum

Seit Jahren streiten Wissenschaftler über die Größe Trojas. Kolb hatte dem Vorgänger Pernickas, dem vor drei Jahren verstorbenen Tübinger Archäologen Manfred Korfmann, mehrfach vorgeworfen, die Öffentlichkeit zu täuschen, wenn er Troja als bedeutendes regionales Zentrum beschreibe. Pernicka hält es jedoch für erwiesen, dass sich die gesamte Stadt in der Bronzezeit auf bis zu 35 Hektar ausgedehnt haben kann. Dafür spreche unter anderem der bisher nachgewiesene Verlauf des ursprünglich vier Meter breiten und zwei Meter tiefen Verteidigungsgrabens aus der Zeit um 1500 vor Christus.

Dieser sei etwa 200 Jahre nach dem Bau wieder zugeschüttet und weiter nach außen verlegt worden. Das deute auf ein Wachstum der Unterstadt hin, die offensichtlich steigenden Raumbedarf gehabt habe. In diesem Jahr wurden weitere Belege dafür gefunden, dass das vom Graben umschlossene Gebiet besiedelt war. Damit dürfte nach Einschätzung des Grabungsleiters die Zahl der Einwohner zwischen 5000 und 10.000 betragen haben. Pernicka sieht Troja in der Bronzezeit als wichtiges Zentrum eines vom hethitischen Großreich abhängigen Fürstentums an. Die großen Tierknochen könnten nach seinen Worten von einem Pferd, einem Rind oder einem Esel stammen.

DPA
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