Verhaltensforschung Plakat-Auge, sei wachsam

Wer sich beobachtet fühlt, versucht sich tadellos zu benehmen. Nun haben Forscher festgestellt, dass sogar Poster mit wachsamen Augen ausreichen, um Egoisten großzügig zu machen - zum Beispiel an der Kaffeekasse.

Wachsame Augen halten Menschen offensichtlich selbst dann zu einem anständigen Verhalten an, wenn sie nur aus einem Poster hervorblicken. So floss einer Kaffeekasse, die von Plakataugen "bewacht" wurde, bei einem Experiment fast drei Mal mehr Geld zu, als wenn darüber ein Poster mit Blumen hing. Melissa Bateson von der Universität von Newcastle-upon-Tyne und ihre Kollegen vermuten, der Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung sei die Motivation für dieses kooperative Verhalten. Über ihre Erkenntnisse berichten die Forscher in der Fachzeitschrift "Biology Letters".

Milchverbrauch entlarvte Kaffeediebe

Die Forscher hängten über eine Kaffeemaschine der Universität von Newcastle ein Schild, auf dem die Preise für Kaffee, Tee und Milch abgedruckt waren. Dann beobachteten sie, wie viel Geld die nicht in den Versuch eingeweihten Probanden für ihre Getränke bezahlten, wenn auf dem Preisschild ein Foto von Blumen oder aber eines von einem Augenpaar aufgeklebt war.

Die Forscher zählten jede Woche das Geld in der Kasse und kontrollierten den Milchverbrauch als Maß für die konsumierten Getränke. Fazit: In den Wochen mit den Augen-Postern zahlten die Mitarbeiter im Durchschnitt 2,76 Mal mehr für ihre Getränke.

"Big-Brother"-Augen könnten unsoziales Verhalten verhindern

Da bestimmte Nervenzellen im menschlichen Gehirn ausschließlich auf Gesichter und Augen reagierten, hätten sich die Probanden wohl unbewusst beobachtet gefühlt, vermuten Bateson und ihre Mitarbeiter.

Dass sich Menschen öfters kooperativ verhalten, wenn sie beobachtet werden, ist bereits aus anderen Experimenten bekannt. Ein möglicher Grund für dieses Verhalten ist der Wunsch, in der Gesellschaft einen guten Ruf zu erlangen. Die Erkenntnis könne helfen, mit geeigneten Bildern gegen unsoziales Verhalten in der Öffentlichkeit vorzugehen, meinen die Wissenschaftler.

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