Die Immunschwächekrankheit Aids trifft zunehmend Frauen. Bei der 15. Welt-Aids-Konferenz in Bangkok, die am 11. Juli beginnt, wird diese bedrohliche Entwicklung Thema sein. Mittlerweile seien fast die Hälfte aller HIV-Infizierten Frauen, 1985 waren es 35 Prozent. In der Gruppe der 15- bis 24-jährigen HIV-Infizierten stellen Frauen inzwischen sogar 60 Prozent.
"Die HIV/Aids-Epidemie hat die Frauen jetzt fest im Griff", beklagte UNIFEM-Mitarbeiterin Stephanie Urdang auf einer Pressekonferenz in Bangkok. Frauen haben laut UN oft geringe Chancen, sich gegen eine Ansteckung zu schützen, weil sie häufig finanziell abhängig sind und in vielen Teilen der Welt noch immer sozial niedriger stehen.
Keine Kondome und ungenügende Aufklärung
Armut zwingt zahlreiche Frauen in die Prostitution. Auch viele Witwen, die ihre Kinder ernähren müssen, verkauften sich an Freier, beklagt UNIFEM. Weil sie verzweifelt auf Geld angewiesen seien, könnten sie oft keine Kondome beim Sex durchsetzen. Auch seien viele Frauen nicht ausreichend über Aids und mögliche Ansteckungswege informiert.
77 Prozent der HIV-infizierten Frauen leben nach UN-Angaben in Afrika südlich der Sahara. Aber auch in den USA sei der Anteil der Frauen an HIV- und Aids-Patienten in den vergangenen Jahren gestiegen. Betroffen seien dort vor allem Angehörige von ethnischen Minderheiten.
Höchste Zahlen
Etwa 38 Millionen Menschen weltweit haben sich mit dem HI-Virus infiziert, 30 Millionen von ihnen in Entwicklungsländern. Im vergangenen Jahr steckten sich fünf Millionen Menschen mit dem Virus an, drei Millionen starben. Das waren die höchsten Zahlen seit Entdeckung des Virus vor 23 Jahren.
Der Schwerpunkt der einwöchigen Konferenz, zu der neben 20.000 Politikern, Wissenschaftlern und Betroffenen auch Prominente wie die Hollywoodstars Richard Gere und Ashley Judd in Bangkok erwartet wurden, liegt auf dem besseren Zugang zu Medikamenten und besserer Vorbeugung. "Es wird viel über unterschiedliche Ansätze zum Schutz gegen Aids debattiert werden", sagte Craig McClure, Direktor der Internationalen Aids-Gesellschaft. Etwa über die Effektivität von Abstinenzprogrammen im Vergleich zur Verteilung von Kondomen und Aufklärung. Zu den weiteren Themen zählt auch die Versorgung Infizierter in armen Ländern mit preiswerteren Kopien patentgeschützter Medikamente.
Enthaltsame Amerikaner
Experten kritisierten die Entscheidung der USA, ihre Delegation drastisch zu verkleinern. Nahmen 2002 in Barcelona noch 236 US-Delegierte an der Konferenz teil, sind es dieses Mal nur 50. Die USA nannten Kostengründe, Kritiker sehen aber einen politischen Hintergrund: Anders als die Regierung von US-Präsident George W. Bush lege die Konferenz ihren Schwerpunkt nicht auf Enthaltsamkeit.