Flauschige gelbe Federn, schwarze Knopfaugen und ein kurzer Stubsschnabel: Entenküken sind wahre Herzensbrecher. Doch in den kleinen Wesen schlummern auch ungeahnte Fähigkeiten, wie Forscher der "University of Oxford" nun mithilfe eines Experiments zeigen konnten. Sie bewiesen: Jungenten besitzen ein komplexes Denkvermögen, was ihnen im Ernstfall sogar das Leben retten könnte.
Die Zoologen Antone Martinho und Alex Kacelnik machten sich für ihren Versuch eine besondere Eigenschaft der Tiere zunutze. Kurz nach dem Schlüpfen müssen junge Enten zunächst lernen, wie ihre Mutter aussieht. Dabei orientieren sie sich am erstbesten Gegenstand in ihrer Umgebung, der sich bewegt, und folgen ihn im Anschluss auf Schritt und Tritt. In der Natur ist das meist die Entenmutter. Küken, die in Brutkästen aufgezogen wurden, konnten jedoch auch erfolgreich auf Fußbälle, Gummistiefel und sogar Menschen geprägt werden.
Die Wissenschaftler zeigten frisch geschlüpften Küken zunächst zwei sich bewegende Gegenstände. Sie besaßen entweder die selbe oder eine unterschiedliche Farbe oder Form. Im Anschluss präsentierten sie den Küken zwei völlig neue Gegenstandspaare.
War das Küken auf zwei grüne Kugeln geprägt, so folgte es auch im Anschluss eher gleichfarbigen Kugeln – selbst wenn diese blau waren (Beispielbild). Verschiedenfarbige Kugeln verschmähte es dagegen. Derselbe Effekt war auch bei der Form nachweisbar. Babyenten, die vorab zwei gleichförmige Kugeln gezeigt bekommen hatten, waren eher bereit, zwei gleichförmigen Pyramiden zu folgen. Unterschiedliche Gegenstandspaare, die etwa aus einem Würfel und einem Quader bestanden, ignorierten sie stattdessen.
Rund drei von vier Küken folgten den Paaren, die in derselben Beziehung wie die zuvor gezeigten Gegenstände zueinander standen. Dass junge Entenküken zu solch abstrahierendem Denken fähig sind, überrascht. Denn bislang war diese Fähigkeit nur bei einigen wenigen Tieren beobachtet worden, heißt es im Fachblatt "Science".
Nach Meinung der Forscher macht diese Fähigkeit für frisch geschlüpfte Enten aber durchaus Sinn: "Ein junges Entenküken muss in der Lage sein, in der Nähe der Mutter zu bleiben, wo es Schutz findet. Ein Fehler beim Erkennen könnte tödliche Folgen nach sich ziehen", erklärt Antone Martinho in einer Mitteilung zu der Studie. "Enten watscheln, schwimmen und fliegen und ändern dabei fortlaufend ihre Gestalt. Hätten die Küken nur einen optischen Schnappschuss ihrer Mutter, würden sie sie verlieren."