Nein, schön sind Nacktmulle wahrlich nicht, im Gegenteil. Vermutlich gehören sie zu den hässlichsten Tieren, die es überhaupt gibt auf dem Planeten. Die Nagetiere sind etwa so groß wie eine Maus, weiß bis fleischfarben, Haare sind nur vereinzelt erkennbar. Ein wenig erinnern sie an eine verschrumpelte Wurst auf vier Beinen mit winzigen Knöpfen als Augen und zwei länglichen Zähnen.
Was ihnen an Schönheit fehlt, machen sie mit Robustheit wett: Nackmulle können bis zu 30 Jahre alt werden und bleiben bis ins Alter fit. Sie bekommen keinen Krebs, und selbst Versuche mit krebserzeugenden Chemikalien schaden ihnen nicht. Eigenschaften wie diese machen die Tierart für die Wissenschaft besonders interessant. Eine internationale Forschergruppe hat nun das komplette Erbgut des unterirdisch lebenden Tiers entschlüsselt und präsentiert die Ergebnisse in der Online-Ausgabe der Zeitschrift "Nature".
Erstaunliche Widerstandskraft
Die Forscher wollen mit ihrer neuen Genkarte den Grundlagen dieser und weiterer Besonderheiten nachspüren. Bereits jetzt könnten sie sagen, dass das Genom einzigartige Merkmale hat, die mit der erstaunlichen Widerstandskraft der Tiere in Zusammenhang stehen könnten, berichten die Wissenschaftler um Vadim Gladyshev von der amerikanischen Harvard Medical School in Boston.
Der Nacktmull lebt in unterirdischen Kolonien in ewiger Dunkelheit und überlebt trotz geringem Sauerstoffgehalt und viel Kohlendioxid. Er ist nicht in der Lage, Wärme zu erzeugen und fühlt auch keine Art von Schmerz. Interessant ist auch seine Gesellschaftsstruktur, die an die von Bienen erinnert: Nackmulle leben in großen Kolonien mit nur einer weiblichen "Königin", die als einzige fortpflanzungsfähig ist und für Nachkommen sorgt.