Fossilienfund 365.000 Jahre alter Schädeltumor entdeckt

Tübinger Forscher haben einen Tumor in einem 365.000 Jahre alten Menschenschädel nachgewiesen. Wahrscheinlich ist der Eiszeit-Mensch an seinem Leiden gestorben.

Tübinger Forscher haben einen Tumor in einem 365.000 Jahre alten Menschenschädel nachgewiesen. Der betroffene Homo sapiens steinheimensis hat, so vermuten die Wissenschaftler, ständig unter Kopfschmerzen gelitten und sei schließlich an dem Tumor gestorben. Eine Seite seines Körpers sei möglicherweise auf Grund der Erkrankung gelähmt gewesen. Zuvor seien ähnliche Tumore bereits in den Schädeln von 32.500 Jahre alten Vertretern des Homo sapiens sapiens gefunden worden, berichtet die Universität Tübingen am Montag. Das Forscherteam habe erstmals einen solchen Schädeltumor (Meningeom) bereits bei dem Homo sapiens steinheimensis entdeckt.

Großhirn etwas kleiner als das heutiger Menschen

Die Ergebnisse des Teams um Alfred Czarnetzki sind in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "The Lancet" (Bd. 362, S. 408) veröffentlicht. Nach Angaben der Universität untersuchten Wissenschaftler des Instituts für Anthropologie und Humangenetik und der Abteilung für Radiologische Diagnostik den gut erhaltenen fossilen Schädel, der in Steinheim/Murr (Kreis Ludwigsburg) gefunden worden war. Der Tumor sei ähnlich groß gewesen, wie heute diagnostizierten Meningeome. Das Großhirn des Steinheimers sei jedoch etwas kleiner gewesen als das heutiger Menschen.

Sehr seltener Fund

Meningeome sind meist gutartige Tumore, die von den Hirnhäuten (Meningen) ausgehen und relativ langsam wachsen. Sie werden heute meist mit einer Operation entfernt. Meningeome haben eine jährliche altersbedingte Häufigkeit von zwei bis neun pro 100.000. Die geschätzte Populationsgröße der Jäger und Sammler in der Eiszeit (Pleistozän) liegt dagegen lediglich bei 25 bis 30 pro Gemeinschaft und insgesamt bei 10.000. Diese Zahlen verdeutlichen die große Seltenheit fossiler Meningeome.

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