Karibik-Expedition Forscher entdecken versunkene Inseln

In der Karibik gab es vor 40 bis 50 Millionen Jahren mehr Inseln als heute. Wissenschaftler haben in den Tiefen überraschend versteinerte Lebewesen entdeckt, die eigentlich im Flachwasser zuhause sind.

Früher wäre die Auswahl an Urlaubsorten für Touristen in der Karibik größer gewesen: Dort haben deutsche Forscher jetzt Jahrmillionen alte versunkene Inseln entdeckt. Auf einer Expedition in den zentralkaribischen Gewässern stießen Geologen aus Greifswald, Kiel und Hannover in Wassertiefen von 800 bis 1000 Metern überraschend auf Gipfel von Seebergen aus versteinerten Korallen, Schnecken und Rotalgenknollen, wie die Universität Greifswald am Montag mitteilte.

Diese Lebewesen waren ursprünglich nur in lichtdurchfluteten oberen Bereichen des Meeres beheimatet. Zudem wiesen die Geologen in größeren Tiefen Basaltgerölle nach, die nur in stark bewegtem Wasser in Flüssen oder Meeresbrandungen entstehen. Die Funde seien deutliche Belege dafür, dass die submarinen Berge ehemals Inseln im karibischen Meer waren. Die Forscher waren im März und April mit dem Forschungsschiff "Meteor" in der Karibik vor der Küste Kolumbiens und Venezuelas unterwegs.

So groß wie Mecklenburg-Vorpommern

"Das Ergebnis hat uns sehr überrascht und zeigt, dass die Karibik schon vor Jahrmillionen ein Spielball zwischen den beiden amerikanischen Kontinentalplatten war", sagte Martin Meschede von der Universität Greifswald nach der Rückkehr. Ursprünglich hatten die Forscher bei der Entnahme von Gesteinsproben Tiefwassersedimente erwartet.

Die Geologen gehen davon aus, dass es vor rund 80 bis 90 Millionen Jahren zu einem großen untermeerischen Basaltausfluss kam, in dessen Folge über der Tiefseeebene ein zwei Kilometer starkes Basaltplateau entstand, das über der Meeresoberfläche gelegen haben muss. "Das Gebiet hat eine Größe, die mindestens der Fläche von Mecklenburg- Vorpommern, wenn nicht sogar der halben Bundesrepublik entspricht", sagte der Geologe. Heute liegt das Plateau rund 1600 bis 1800 Meter unter der Meeresoberfläche.

Jahrmillionen altes Basaltgeröll

Während der Expedition hatten die Wissenschaftler Stahlkörbe an kilometerlangen Stahlseilen vom Schiff aus ins Wasser gelassen und über den Meeresboden geschleift und dabei Jahrmillionen altes Basaltgeröll heraufgeholt, das deutliche Erosionsspuren aufweist. "Solche Spuren können nur unter Luft in Brandungszonen oder Flussmündungen entstehen", sagte Meschede. Mehrere zehn Millionen Jahre später sei das Plateau durch enorme geotektonische Kräfte auseinandergerissen und gekippt worden. An den Hochstellen bildeten sich dann vor 40 bis 50 Millionen Jahren Korallenriffe. Deren Wachstum konnte zunächst mit dem stetigen Absinken des Plateaus mithalten. Später starben die Riffe jedoch ab und verschwanden mit der Zeit in der Tiefe, wie Meschede sagte.

DPA
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