Klonforscher Ian Wilmut Mit Dolly zum Weltruhm

Das Klonschaf Dolly machte ihn berühmt: Der Forscher Ian Wilmut und seine Kollegen vom Roslin-Institut bei Edinburgh hatten 1996 erstmals ein Säugetier aus einer ausgewachsenen Körperzelle geklont. Heute feiert Wilmut seinen 65. Geburtstag.

Mit seinem Partner Keith Campbell schuf Ian Wilmut erstmals eine genetisch vollkommen identische Kopie eines Säugetiers - und trat damit eine breite gesellschaftliche Debatte los. Neben ethischen Fragen kritisierten Gegner die Risiken von Fehl- und Missbildungen. Wie andere Forscher hoffte auch Wilmut, mit Hilfe des Klonens Krankheiten wie Parkinson, Diabetes oder Leukämie besser behandeln zu können. "Wir sollten nicht so ängstlich vor solchen Technologien sein", sagte er in einem Interview. "Wenn man damit die Vererbung genetischer krankheitserzeugender Defekte verhindern kann, finde ich es ethisch vertretbar. Man könnte sogar argumentieren, es wäre unmoralisch, es nicht zu tun."

Nach der Dolly-Methode entstand in den folgenden Jahren ein ganzer Zoo weiterer Klontiere: Rinder, Mäuse, Schweine, Ziegen, Kaninchen und Katzen. Die meisten geklonten Tiere starben jedoch im Mutterleib oder kurz nach der Geburt. Viele Überlebende waren überdurchschnittlich anfällig für Krankheiten. Auch Dolly musste mit sechs Jahren wegen einer Lungeninfektion eingeschläfert werden - nach ihrem Tod wurde sie für ein Museum ausgestopft. Da Dollys Alter nur etwa 40 Menschenjahren entsprach, bekam die Diskussion um die Gefahr des Klonens weiter Nahrung.

Eigentlich wollte Wilmut als Junge Bauer werden. Seinen Hang zur Wissenschaft entdeckte er über Umwege. Schon als 14-Jähriger arbeitete er am Wochenende auf Bauernhöfen, weil er gerne in der Natur war. Er studierte Agrarwissenschaften, entschied sich aber nach einem Praktikum im Labor für eine Promotion in Biologie. Seit Mitte der 80er Jahre widmete er sich dem Klonen - also der künstlichen, genetisch identischen Reproduktion bereits existierender Lebewesen.

Abschied vom Klonen

2005 sorgte Wilmut für Schlagzeilen, als er die Lizenz zum therapeutischen Klonen für Forschungszwecke erhielt - dabei wird das Erbmaterial von Menschen in eine entkernte Eizelle eingesetzt, um genetisch maßgeschneidertes Ersatzgewebe für die Therapie zu bekommen. Stets lehnte es der dreifache Vater jedoch ab, einen kompletten Klonmenschen zu erschaffen, wie manche obskure Mediziner es angekündigt hatten.

Die komplette Kehrtwende kam im März 2008, als Wilmut seinen völligen Abschied vom Klonen ankündigte. Seither setzt er auf das Zurückprogrammieren von Hautzellen in einen Zustand, der embryonalen Stammzellen ähnelt. "Es ist nicht richtig, Frauen um Eizellspenden zu bitten, wenn die Erfolgswahrscheinlichkeit für das Klonen so gering ist", sagte Wilmut, der inzwischen an der Universität Edinburgh arbeitet.

Zum Ritter geschlagen

Für seine Verdienste für die Wissenschaft wurde Wilmut von Königin Elizabeth II. am 30. Juni 2009 zum Ritter geschlagen. Nach der Zeremonie im Buckingham Palast erinnerte er daran, dass er die Auszeichnung stellvertretend für sein ganzes Forscherteam in Empfang genommen habe. Dabei mag er sich an die Diskussion über den wahren Pionier des modernen Klonverfahrens erinnert haben. Zwar hatte Wilmut eine "überwachende Rolle" bei der Dolly-Forschung. Er selbst schrieb später aber seinem Partner Keith Campbell einen großen Beitrag zu.

Manchmal frustriert es Wilmut, wenn wissenschaftliche Fortschritte nicht gebührend gefeiert werden. "Mein Vater war Diabetiker und brauchte Insulin, das gerade erst zu seiner Zeit entdeckt wurde. Wäre er 20 Jahre früher geboren, hätte er nicht überlebt und ich wäre nicht geboren worden."

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Thomas Pfaffe/DPA

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