MÜCKENPLAGE »Das West-Nil-Virus ist eine reale Gefahr«

Mücken übertragen einen Erreger, der 2002 bereits 14 Amerikaner getötet hat. Ein Spezialist warnt: Auch Europa ist bedroht.

Mücken übertragen einen Erreger, der 2002 bereits 14 Amerikaner getötet hat. Ein Spezialist warnt: Auch Europa ist bedrohtProfessor Peters, nach dem verheerenden Hochwasser plagen Milliarden Mücken die Menschen. Müssen wir nun auch noch mit Seuchen rechnen, die durch ihre Stiche übertragen werden?

Jedenfalls halte ich solche Sorgen nicht für übertrieben. Das West-Nil-Virus, gegen das wir zurzeit wieder in den USA kämpfen und das vor allem bei älteren und schwächeren Menschen zu schweren Hirnhautentzündungen führen kann, verbreitet sich über Mückenstiche. Bei derartigen Viren frustriert mich allerdings immer wieder, wie schwer sich ihre Verbreitung vorhersagen lässt.

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Wo liegt das Problem?

Es spielen viele Komponenten mit, von denen jede für sich schwer abzuschätzen ist. Manchmal sind zum Beispiel gleich mehrere Tierarten mit im Spiel, etwa »Verstärker«, in denen die Viren zu gewaltigen Mengen heranwachsen können. In Rindern etwa oder Vögeln, wie im Falle des West-Nil-Virus. Von da braucht es dann noch einen Überträger auf den Menschen, damit es richtig brenzlig wird. Aber so schwierig das auch klingt, die Gefahr ist real, zumal wir gegen das West-Nil-Virus weder Medikamente noch eine Schutzimpfung haben.

Heißt das, wir müssen uns auch in Europa auf das West-Nil-Virus einstellen?

Ja, das ist durchaus denkbar. Dieses Virus kommt vor allem in Teilen Ost- und Südeuropas bereits vor, und vor zwei Jahren tauchte es sogar in Frankreich auf. Die passende Mücke gibt es ebenfalls: Culex pipiens ist weit verbreitet und wird liebend gern und auch sehr erfolgreich in den Pfützen brüten, die das zurückgehende Hochwasser bei Ihnen hinterlässt. Und an Vögeln, die von diesen Mücken infiziert werden können und in denen das Virus sich dann vermehrt, fehlt es auch nicht.

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Wie käme der Erreger zum Menschen?

Mücken der Arten Culex pipiens oder Culex quinquefasciatus stechen zwar bevorzugt Vögel, gehen aber auch auf Menschen. Uns besorgt zurzeit besonders, dass wir das Virus jetzt auch in einer Mücke namens Aedes albopictus gefunden haben, die viel interessierter an Menschen ist als die anderen beiden Arten. So könnte dieser Mückentyp künftig zwischen Vögeln und Menschen zu einer gefährlichen Brücke für das Virus werden.

Glücklicherweise führt das West-Nil-Virus bei Menschen nur selten zu schlimmen Beschwerden. Meist bleibt es bei milden Symptomen wie Fieber und Kopfschmerzen, falls überhaupt welche auftreten. Ist die Gefahr also nicht doch relativ gering?

Das ist eben schwer abzuschätzen. Wir hatten in den USA in den vergangenen Jahren zwei Überflutungen, bei denen zwar die Mückenpopulation anstieg, eine Epidemie aber ausblieb. In diesem Jahr haben wir immerhin schon 296 Erkrankte und 14 Tote registriert. Und es kann sogar noch schlimmer kommen: Vor zwei Jahren hatte Israel 452 Fälle mit 29 Toten durch diesen Erreger zu beklagen. Wenn das in einem Land der Größe Israels möglich ist, hat man bei Ihnen in Europa allen Grund zur Sorge.

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