Wie das Öl in die Nordsee gelangt ist, steht bislang nicht fest, doch schon jetzt ist klar, dass die Folgen für viele Tiere verheerend sind. Seit dem vergangenen Sonntag sind mehr als 1000 verölte Vögel an den Stränden der schleswig-holsteinischen Nordsee-Inseln gefunden worden. Zwei Drittel davon auf Amrum, ein Drittel auf der Insel Föhr. Betroffen sind vor allem Trauerenten, sagt Hendrik Brunckhorst, Pressesprecher des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN). Einzelne verölte Vögel wurden auch auf Sylt, Oland und im Hauke-Haien-Koog am Festland gesehen. Am Südstrand von Föhr und auf Amrum sind nach Angaben der Wasserschutzpolizei außerdem Ölklumpen bis zur Größe von Tellern entdeckt worden.
Kaltes Wasser dringt durch das Gefieder
Nicht alle Tiere haben das Öl überlebt. Ungefähr 100 Vögel sind nach Informationen des LKN bisher schon verendet und tot angespült worden. "In der Regel erfrieren die Tiere, wenn die mit Öl in Berührung kommen", sagt Brunckhorst. Denn das Öl verklebt die Federn der Vögel, so dass das Gefieder Wasser nicht mehr abweisen kann. Das kalte Wasser dringt bis auf die Haut und lässt die Tiere schließlich an Unterkühlung sterben. Unter den toten Vögeln war auch ein Exemplar der auf Föhr seltenen Trottellummen. Zahlreiche stark verölte Tiere, die überlebt haben, sind inzwischen in die Erstaufnahmestation Tierhuus auf Föhr gebracht worden. Manche Vögel mussten jedoch getötet werden, da eine Reinigung nicht mehr möglich war. Derzeit ist ein Schiff auf dem Weg nach Amrum, um die Helfer mit Schutzkleidung auszurüsten.
Woher das Öl stammt, ist noch nicht geklärt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass ein Schiff illegal Brennstoffrückstände ins Wasser geleitet und somit die Verschmutzung verursacht hat. Das sei eine "Standardursache", erklärt LKN-Sprecher Brunckhorst. Fast immer, wenn in der Nordsee Ölklumpen oder gar Ölteppiche auftauchten, sei das auf verbotene Einleitungen von Schiffen zurückzuführen. Das war auch im Februar 2004 der Fall, als es die bislang letzte Verölung dieser Art gegeben hatte. Damals verendeten etwa 1500 Vögel, weil zwei Schiffe, die auch später nicht ermittelt werden konnten, illegal Brennstoffrückstände in die Nordsee geleitet hatten.
Noch heute wird ein Hubschrauber der Bundespolizei das nordfriesische Wattenmeer abfliegen, um zu ermitteln, wie groß das Ausmaß der Verschmutzung ist und woher das Öl gekommen sein könnte.