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Olivgrüne Seeschlange Die will nur lecken: Warum Taucher vor dieser angreifenden Giftschlange keine Angst haben müssen

Olivgrüne Seeschlange: Die Aipysurus laevis (Olive Sea Snake) kommt im Great Barrier Reef bei Australien vor
Die Aipysurus laevis (Olive Sea Snake) kommt im Great Barrier Reef bei Australien vor
© Reinhard Dirscherl/ / Picture Alliance
Seit Jahren rätseln Forscher, warum die Olivgrüne Seeschlange - eine der giftigsten Schlangen der Welt - immer wieder Taucher verfolgt. Die Begründung ist einfach: Sie will sich fortpflanzen.

Das Verhalten irritierte: Immer wieder schwimmt die Olivgrüne Seeschlange (Aipysurus laevis) im Great Barrier Reef bei Australien auf Taucher zu, verfolgte sie gar. Doch statt ihrer gefährlichen Giftzähne fahren die Schlangen nur die Zunge aus - und lecken die Taucher ab. Jetzt haben Forscher nach jahrelanger Untersuchung eine überraschende Erklärung für das Verhalten gefunden: Die männlichen Schlangen halten die Taucher für paarungswillige Weibchen.

"Die Männchen sind sehr erregt und sind aktiv auf der Suche nach einem Weibchen", erklärt der Hauptautor der gerade erschienen Studie. Rick Shine, dem Magazin "Live Science". Laut dem Reptilienexperten der Macquarie Universität könnten die Schlangen schlicht nicht den Unterschied zwischen einer weiblichen Schlange und den Tauchern erkennen. Und würden so absurde Situationen entstehen lassen.

Mehr Zusammenstöße in der Paarungszeit

Für die Studie hatten die Forscher 158 Zusammenstöße mit der sehr giftigen Schlange untersucht. Und festgestellt, dass sie in der Mehrheit während der Paarungszeit der Tiere auftraten. Doch trotz des auch für Menschen tödlichen Giftes glauben die Experten nicht, dass die Schlangen während der Paarungszeit gefährlicher sind. "Sie versuchen nicht anzugreifen, sie sind bloss neugierig", erklärt Tim Lynch, der bereits in den Neunziger Jahren erste Daten zu den Schlangen sammelt. Er war der erste, der das Verhalten der Tiere gegenüber Menschen mit ihrem Paarungsverhalten in Verbindung setzte.

Aufgefallen war ihm das Verhalten, weil einige der Tiere versuchten, sich um seine Flossen zu wickeln. Ein Verhalten, das sonst zum Paarungstanz zwischen den beiden Geschlechtern gehört. "Die Männchen wickeln sich um die Weibchen, vermutlich um sich in eine gute Position zur Begattung zu bringen", erklärt Lynch. 

Verfolgt und abgeleckt

Noch wichtiger: Die Schlangen leckten ihn immer wieder ab. Das skurrile Verhalten liegt an den enorm schlechten Sichtverhältnissen unter Wasser und der generell geringen Sehfähigkeit von Wasserschlangen. Sie verließen sich unter Wasser mehr auf den Geruchs- und Geschmacksinn, so der Experte. Und würden das entsprechend auch beim Paarungsverhalten nutzen. "Sie können nur bestätigen, dass du keine weibliche Schlange bist, indem sie dich ablecken." Dazu müssten sie aber entsprechend nah an den Taucher herankommen.

Dass Menschen bei der sich nähernden Schlange versuchen, wegzuschwimmen, entspannt die Situation dagegen nicht - im Gegenteil. Weil auch die weiblichen Schlangen als Teil des Rituals wegschwimmen, sähen sich die Männchen erst recht bestärkt, den Tauchern zu folgen. "Das Wegschwimmen wird also als Paarungsverhalten interpretiert", erklärt Shine. Dafür spreche auch, dass es nur bei  Männchen beobachtet wurde. "Weibchen verfolgen gar nicht, sie fliehen als Teil des Paarungstanzes sogar."

Zweiköpfige Schlange: Köpfe streiten sich um Beute

Keine Gefahr

Für Lynch liegt das Verhalten vor allem am unterschiedlichen Lebensraum der Schlangen und der Menschen. "Wir haben eine lange Geschichte mit Landschlangen, stoßen uns seit der Zeit von Adam und Eva die Köpfe aneinander an", erklärte er "The Scientist". "Seeschlangen dagegen haben keine evolutionäre Geschichte mit Menschen. Sie sehen uns nicht als Gefahr. Wenn man das versteht, kann die Interaktion sehr gutartig sein."

Auch grundsätzlich gebe es für Menschen wenig Grund, vor Schlangen unter Wasser Angst zu haben, beruhigen die Forscher. Obwohl einige der giftigsten Schlangen im Wasser leben, seien Angriffe eine absolute Ausnahme, erst recht bei Tauchern. "Sehr wenige Badende werden im Ozean gebissen, die Gefahr ist sehr gering", erläutert Shine. "Zu den meisten Bissen, inklusive der tödlichen, kommt es, wenn Fischer Schlangen als Teil des Fangs einholen."

Quellen: Studie bei Nature, Live Science,The Scientist

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