Bislang war es relativ ruhig an der Mückenfront. Doch die Mini-Vampire könnten nach dem Regen der vergangenen Tage bald vermehrt schlüpfen. Die Weibchen der Überschwemmungsmücken legen ihre Eier auf ausgetrockneten Boden etwa in Auwälder oder Pfützen, von dem sie wissen, dass er überflutet wird. "Von der Überschwemmung bis zur fliegenden Mücke dauert es dann 14 Tage", erläutert der Vizepräsident der Münchner Entomologischen Gesellschaft (MEG), Ernst- Gerhard Burmeister. "Wenn die Pfützen sich jetzt gefüllt haben, werden sich die Mücken entwickeln."
Massenschwärme von Zuckmücken möglich
Die Hausmücken seien in diesem Jahr ohnehin gut entwickelt, erläutert Norbert Becker, wissenschaftlicher Direktor bei der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) aus Waldsee bei Ludwigshafen. Ihnen genügen wassergefüllte Regentonnen oder sogar Blumenuntersetzer. Dagegen etwa helfe Gaze über der Tonne.
Die relativ harmlosen, 0,5 bis einen Zentimeter langen Zuckmücken sind laut Burmeister ebenfalls bereits unterwegs. "Im Juli und August kommt es mancherorts zu Massenschwärmen." Zuckmücken stechen nicht, doch sie haben andere unangenehme Eigenheiten: "Wenn sie schlüpfen, tragen sie einen Kottropfen mit sich, der die Wäsche und Hauswände dunkel färbt."
"Sie benötigen eine Blutmahlzeit"
Insbesondere Jogger oder Radfahrer, die auf die dichten Mückenschwärme treffen, könnten allergisch auf die Tiere reagieren, erläutert Xaver Baur vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Mehrere Prozent der am Wasser wohnenden Menschen seien davon betroffen. Auf der Haut entstehen Ausschläge, in den Augen Bindehautentzündung, und wenn Staubpartikel der toten Mücken in die Lungen gelangen, kann es zu Asthmaanfällen kommen. Die Allergene sind ähnlich aufgebaut wie der menschliche Blutfarbstoff und sorgen auch bei den Mückenlarven für den Sauerstofftransport. Teile der Substanz sind auch noch in der Mücke erhalten. Bekannt waren Hautallergien bislang bei Händlern, die die roten Larven an Angler verkaufen.
Den gefährlicheren Bremsen brachten die Hitze und ein paar Regentage laut Burmeister ideale Bedingungen. "Sie sind jetzt geschlüpft und benötigen eine Blutmahlzeit. Da wir nur noch wenige Rinder auf der Weide haben, suchen sie sich vermehrt Menschen." Dagegen helfe höchstens Schutz durch dichte Kleidung und Insekten abweisende Mittel für die Haut.
Bienen und Wespen sind dieses Jahr schwächer
Wespen seien in diesem Jahr eher klein. Sie stellen ihre Nahrung allmählich um von Fleisch, dass sie zur Aufzucht der Jungen benötigt haben, auf süße Speisen. Doch gegen dieses Plagegeister hat Burmeister ein Rezept. "Wespen sollte man ein Glas Zuckerwasser anbieten - etwas entfernt vom Frühstückstisch."
Die Bienen hingegen seien in diesem Jahr gleich mehrfach geschädigt: Zunächst wurden sie von der Varoa-Milbe dezimiert. Dann wurde es zu heiß. "Bei 36 Grad Celsius fliegt keine Biene mehr." An heißen Tagen müssen sie - wenn sie schon fliegen - Wasser in ihren Stock schleppen, um ihn zu kühlen. Daher sei ihnen wenig Energie geblieben, um die Larven zu füttern. Hinzu kommt, dass die Blüten bei der Hitze ebenfalls nur kurz offen waren und schnell vertrockneten.
Giftaktionen gegen Mücken sind umstritten
Gegen die Mücke Aedes versprühten Experten schon häufiger per Hubschrauber das Gift BTI, etwa in Gebieten wie den Rheinauen und am Chiemsee. Dieses Eiweiß aus dem Bacillius thuringiensis israelensis zerstört den Darm der Mückenlarven. Am Bodensee hingegen wurden derartige Spritzaktionen laut Burmeister verboten, da auch andere Insekten, darunter die Feinde der Mücke, geschädigt werden.
Mückenabwehrgeräte nutzen wenig, wie das Magazin "Öko-Test" in seiner August-Ausgabe berichtet. Ein hoher Piepston konnte Mücken nicht verschrecken. Auch UV-Licht wirke kaum, eher schon ein versprühter Duft. Allerdings solle der Käufer in jedem Fall vorher prüfen, ob ihm der Geruch selbst nicht unangenehm in die Nase steigt. Ansonsten rät Öko-Test zum rechtzeitigen Einsatz von BTI-Tabletten in Gartenteichen oder Regentonnen. Auch Fliegengitter am Fenster oder ein Mückennetz über dem Bett seien hilfreich. Ansonsten helfe kaltes Duschen ohne duftende Pflegemittel, um die Mücken nicht zu stark anzuziehen.
Simone Humml