Im Zeitalter millionenschwerer High-Tech-Forschung war der diesjährige Medizin-Nobelpreisträger Robin Warren (68) stets die krasse Ausnahme. Und doch erhielt der australische Pathologe, der das Magengeschwür-Bakterium Helicobacter pylori entdeckte, den Nobelpreis für Medizin.
Warren war begeistert, als seine Frau ein Magengeschwür bekam
Dabei spielte Ehefrau Win, mit der Warren sechs Kinder hat, eine entscheidende Rolle. Denn als sie ein Magengeschwür bekam, wurde sie eine seiner ersten Patientinnen. Ihr Mann sei ganz begeistert gewesen, dass sie ein Magengeschwür hatte, berichtete Win Warren später in einem Interview: "Er hätte schon ein bisschen mehr Mitleid haben können." Da er aber Recht behielt, war sie bald geheilt.
Warren wurde am 11. Juni 1937 in Adelaide im Süden Australiens geboren, wo er auch studierte. Dann ging er ans Royal Perth Hospital in Westaustralien. Dort war er elf Jahre tätig, ohne dass er groß aufgefallen wäre - sieht man davon ab, dass er vier Mal hintereinander Meister seines Schützenclubs wurde.
Als dann seine große Stunde schlug, zeigte Warren die Durchsetzungskraft und Hartnäckigkeit, die für viele große Wissenschaftler typisch ist. In der Schleimhautprobe eines Patienten mit einem Magengeschwür fand er bereits 1979 große Mengen Bakterien. "Kann ja gar nicht sein", hätten vielleicht andere gesagt und die Probe beiseite gelegt.
Hohn und Spott schlugen ihm entgegen
Denn was Warren da beobachtete, widersprach allem, was er selbst gelernt hatte. Die Lehrmeinung damals lautete: Im Magen können gar keine Bakterien gedeihen. Wer etwas anderes behaupte, glaube wohl auch, dass die Erde eine Scheibe sei.
Warren schlugen Hohn und Spott entgegen, doch er ließ sich nicht beirren. Geduldig forschte er weiter nach dem Zusammenhang zwischen den Bakterien und Magengeschwüren. Mit dem 14 Jahre jüngeren Barry Marshall wurde ihm Anfang der 80er Jahre der ideale Partner an die Seite gestellt. Das australische Forscher-Duo erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen.
Ihr großer Traum aber war der Nobelpreis. So unkonventionell ihre Vorgehensweise war - Marshall hatte Millionen Bakterien im Selbstversuch geschluckt -, so volksnah war am Montag ihr Treffpunkt: Eine Kneipe in Perth. Dort hatten sie sich auch in den Vorjahren jeweils zur Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreises verabredet. "Als ich sie auf dem Handy erreichte, saßen sie zusammen in einer Kneipe und guckten aufs Wasser", berichtete Komiteesekretär Göran Lindvall.
DPA