Stars der Biokiste Das Teltower Rübchen

Einst schätzte halb Europa die Delikatesse aus Brandenburg, dann machte ihr die DDR-Landwirtschaft fast den Garaus. Jetzt ist sie wieder dick im Geschäft. Gut so!

Manchmal muss erst eine Katastrophe kommen, damit etwas Neues geschieht. 1711 zerstörte ein Feuer das Brandenburger Städtchen Teltow, nur vier Häuser blieben verschont. Doch die Teltower ließen den Mut nicht sinken und wagten den wirtschaftlichen Neuanfang: mit einem unscheinbaren Rübchen, das sie bisher vor allem für den Eigenbedarf angebaut hatten. Bald riss sich halb Europa darum. Die "Märkische Rübe" wurde bis nach Lissabon, Moskau und Konstantinopel exportiert.

Hochrippenbraten mit Teltower Rübchen

Für 6 Personen: Hohe Rippe (ca. 2,2 kg) mit einer Mischung aus je ½ EL grobem Meersalz, frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer, gehacktem Thymian und Rosmarin einreiben. 3 Karot- ten und 3 Zwiebeln schälen, in dicke Scheiben schneiden und auf einem Backblech verteilen. Die Hochrippe daraufstellen, 100 ml Wasser und 2 EL Olivenöl dazugießen. Bei 180 Grad im vorgeheizten Ofen bei Umluft schmoren lassen. Nach 45 Min. 2 kg geschälte Teltower Rübchen dazulegen. Nach weiteren 45 Min. die Rippe aus dem Ofen nehmen und für 10 Min. in Alufolie wickeln. Die Rübchen vorsichtig umrühren und 10 Min. im Ofen fertig garen. Fleisch vom Knochen befreien, in dicke Scheiben schneiden und mit den Teltower Rübchen servieren.

Auch Goethe, der den norddeutschen Landstrich ansonsten barbarisch fand, verfiel dem feinen Gemüse bei einem Besuch in Berlin und ließ es sich fortan nach Weimar schicken. "Zu unserer Danknehmigkeit sind die köstlichen Rüben angelangt", schrieb er einmal. "Sie behaupten auch diesmal ihre alten Tugenden." Alle Versuche, den Erfolg zu kopieren, schlugen fehl. Bis heute: Nur die kargen, sandigen Böden der Region lassen die Rübchen so unverwechselbar schmecken: erdig, süß und Meerrettich-schärflich - oder, wie es in alten Büchern heißt, "aromatisch, lieblich, etwas piquant, würtzhafftig".

Anbau und Ernte erfordern mühsame Handarbeit

Der landwirtschaftlichen Mechanisierung widersetzen sich die Pflanzen, Anbau und Ernte erfordern mühsame Handarbeit. Zu DDR-Zeiten verschwand das Teltower Rübchen darum vom Markt. Erst vor ein paar Jahren verschafften ihm Biobauern und Liebhaber alter Sorten seine Renaissance und ließen den Namen patentrechtlich schützen.

Traditionell karamellisiert man die Rübe mit etwas Zucker, was einen wunderbaren Gegensatz ergibt. Lecker ist sie aber auch ganz schlicht, in Butter und ein wenig Weißwein gedünstet. Dass sie zellschützende Karotine, Vitamin C, Magnesium, Kalzium, Jod und Eisen enthält, wird da schnell zur Nebensache. Wer sie einmal probiert hat, wird jedenfalls nur noch eines wollen: das Original.

GesundLeben
Ruth Hoffmann

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