Es gibt Hilfe Nicht nur König Charles: Fast jeder Mann hat irgendwann Probleme mit einer vergrößerten Prostata

Mann hält sich den Schritt
Ständiger Harndrang ist eines der typischen Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung
© IMAGO/Panthermedia
König Charles muss ins Krankenhaus. Dort soll er wegen einer vergrößerten Prostata behandelt werden, heißt es. Bei fast jedem Mann kommt es im Lauf des Lebens zu einer solchen gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse. Wann sollte man damit zum Arzt, und was kann der dagegen tun?

Was ist eine gutartige Prostatavergrößerung? 

Die Prostata oder Vorsteherdrüse ist bei jungen Männern etwa so groß wie eine Walnuss. Sie umschließt die obere Harnröhre und steuert beim Orgasmus die Samenflüssigkeit bei, in der die Samenzellen schwimmen. Mit zunehmendem Alter bildet das Prostatagewebe immer mehr Zellen. Dadurch vergrößert sich nicht nur der gesamte Durchmesser der Drüse, sondern sie engt die in ihr liegende Harnröhre immer stärker ein. Es kommt zu einer benignen (gutartigen) Hyperplasie (Vergrößerung) der Prostata. Diese löst verschiedene Symptome aus, die unter dem Begriff benignes Prostatasyndrom (BPS) zusammengefasst werden. Um eine bösartige (maligne) Krebserkrankung handelt es sich dabei nicht.  

Wer ist am häufigsten betroffen? 

Männer ab dem fünften Lebensjahrzehnt sind am häufigsten von einer gutartigen Prostatavergrößerung betroffen. 20 bis 45 Prozent aller Männer zwischen 50 und 59 Jahren haben eine vergrößerte Prostata. Bei den über 70-Jährigen steigt der Anteil auf bis zu 70 Prozent. Ob und wann es dann zu Problemen kommt, ist von Mann zu Mann unterschiedlich. Für einzelne Betroffene hat schon eine nur geringe Vergrößerung der Drüse unangenehme Folgen. Umgekehrt gibt es Männer mit einer stark vergrößerten Prostata, die keine Symptome verspüren. Offenbar gibt es auch eine genetische Veranlagung für ein Prostatasyndrom: "Ich habe schon drei Generationen, Großvater, Vater und Sohn aus derselben Familie deswegen behandelt", sagt Dr. Matthias Bauermeister, Urologe aus Pinneberg bei Hamburg.  

Welche Symptome hat die gutartige Prostatavergrößerung? 

Eine vergrößerte Prostata engt die Harnröhre zunehmend ein. Das hat unterschiedliche Konsequenzen. Da der Harn nicht optimal abfließen kann, leiden die Betroffenen oft unter häufigem und starkem Harndrang. Verbunden ist dies mit Problemen beim Wasserlassen – es dauert längere Zeit, bis der Harn abfließen kann. Der Harnstrahl ist dabei meist schwach und öfter unterbrochen. "Häufig ist auch das Nachtröpfeln nach dem Urinieren", sagt Bauermeister. Ein weiteres typisches Symptom einer krankhaft vergrößerte Prostata ist nächtlicher Harndrang. Viele kennen das Stichwort sicherlich aus der Werbung für entsprechende Produkte dagegen.  

Wie wird eine Prostatavergrößerung behandelt? 

Für viele Betroffene führt der Weg zunächst in die Apotheke: "Sie nehmen dann pflanzliche Wirkstoffe, etwa aus Kürbiskernextrakt", sagt Bauermeister. Zum Urologen gingen sie oft erst, wenn die Symptome den Alltag massiv beeinflussen, sagt Bauermeister: "Wer nachts ständig schlecht schläft, weil er oft auf die Toilette muss, oder während der Arbeit permanenten Harndrang verspürt, leidet darunter" Grundsätzlich unterscheiden Ärzte zwischen nicht operativen und operativen Methoden. Die einfachste Methode ist das beobachtende Abwarten. Sprich: Arzt und Patient beurteilen, ob sich die Symptome mit der Zeit verschlechtern und wie sehr die Lebensqualität darunter leidet. Gemeinsam wägen sie dann ab, was jeweils zu tun ist.

Mittlerweile gibt es unterschiedliche Medikamente, die Erleichterung bringen. Alpha-Blocker entspannen die glatte Muskulatur von Blase und Prostata und nehmen den Druck auf die Harnröhre. Dadurch kann der Urin wieder besser abfließen. Sie wirken sehr schnell innerhalb von Stunden oder Tagen. Die Größe der Prostata beeinflussen sie nicht. 5-Alpha-Reduktase-Hemmer hingegen reduzieren das Wachstum der Drüse und können sie sogar verkleinern. Oft verschreibt der Arzt auch beide Wirkstoffe in Kombination. 

Wenn Medikamente nicht den erhofften Erfolg bringen, bleibt oft nur eine Operation: "Heute muss aber niemand mehr Angst haben, dass er dadurch inkontinent wird", beruhigt der Urologe. Meist erfolgt der Eingriff endoskopisch. Über die Harnröhre wird dabei meist ein Laser oder eine sogenannte Elektroschlinge bis zur Drüse vorgeschoben, um überschüssiges Gewebe von innen abzutragen. Die Drüse als Ganzes bleibt erhalten. Um bis zu 30 Prozent lässt sich die Prostata auf diese Weise verkleinern. Leider wächst das Gewebe auch nach einer solchen Operation weiter, sodass sie nicht selten nach ein paar Jahren wiederholt werden muss. Bauermeister kennt eine häufige Folge eines solchen Eingriffs: "Beim Orgasmus gelangt keine Samenflüssigkeit mehr nach außen, sondern landet stattdessen in der Blase."   

Was kann passieren, wenn die Vergrößerung nicht (rechtzeitig) behandelt wird? 

Problematisch wird es dann, wenn in Folge der Verengung immer mehr Urin nicht abfließen kann und sich in der Blase anstaut. "Das kann zu Harnwegsinfektionen und Prostatainfektionen auch mit Fieber führen", warnt Urologe Bauermeister. Richtig gefährlich wird es, wenn der Rückstau bis in den Harnleiter und bis zu den Nieren reicht. "Dann kann es zu einem Nierenversagen kommen." 

Unabhängig davon, ob Sie als Mann Beschwerden beim Wasserlassen haben oder andere der oben genannten Symptome, sollten Sie ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig zur Krebsfrüherkennung einen Urologen konsultieren. Denn eine Krebserkrankung der Prostata muss sich nicht durch Schmerzen ankündigen. Wird sie jedoch rechtzeitig entdeckt, lässt sie sich meist gut behandeln.   

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