Weil Zoe ihr erstes Baby nicht richtig halten und stillen konnte, musste es mit der Flasche aufgezogen werden. Das Orang-Utan-Weibchen, das im Metro Richmond Zoo im US-Bundesstaat Virginia lebt, habe seine eigene Mutter bereits im Alter von neun Monaten verloren und daher wohl nie am eigenen Leib erfahren, wie man ein Junges großzieht, mutmaßt der Tiergarten. Als Zoe vergangenes Jahr erneut schwanger wurde, entschloss man sich daher, sie intensiv auf den Nachwuchs vorzubereiten. Mit zum Teil sehr außergewöhnlichen Methoden.
"Ungewöhnlicher Gefallen": Mitarbeiterin soll Orang-Utan das Stillen zeigen
Der Fernsehsendung "Good Morning America" sagte Zoomitarbeiterin Jessica Gring, sie und ihre Kollegen hätten während Zoes fast neunmonatiger Schwangerschaft kreativ gearbeitet, um sicherzustellen, dass sie in der Lage sei, ihr Baby allein großzuziehen. Auf einem Bildschirm, der im Gehege aufgestellt wurde, liefen rund um die Uhr Videos, die zeigten, wie andere Orang-Utan-Müttern ihre Jungen gebären und sich um sie kümmern. Zudem trug Jessica Gring fast täglich ein Orang-Utan-Kuscheltier mit sich herum, die Stoff-Gliedmaßen um den Hals und die Taille gelegt – so wie das Muttertier ihren Nachwuchs bald selbst tragen sollte.
Sie benutzte die Attrappe auch, um Zoe zu zeigen, wie sie die Gesundheit ihres Babys überprüfen und essen kann, während sie das Junge hält. "Ich spreizte die Beine des Stofftiers und hielt es nach vorn, damit Zoe sich alles anschauen konnte", berichtet Jessica Gring in einer Mitteilung des Zoos. "Als das Junge geboren war, kam Zoe sofort zu mir und machte genau das Gleiche, zeigte mir seine Füße und seinen Körper und ließ es mich anschauen." Nachdem das Baby im Dezember zur Welt gekommen war, bat die Tierärztin des Zoos zudem eine weitere Mitarbeiterin um einen "ungewöhnlichen Gefallen", heißt es in der Mitteilung.

Whitlee Turner, eine frischgebackene Mutter, wurde darum geben, ihren Sohn Caleb vor den Augen der Primatenmutter zu stillen. Die Mitarbeiterin, mit der Geschichte des Menschenaffen bestens vertraut, willigte sofort ein. In zwei Sitzungen stillte sie ihren damals drei Monate alten Sohn vor Zoe, in der Hoffnung, dass der Menschenaffe von einer Live-Demonstration lernen würde. "Die ganze Zeit sprach ich mit ihr und zeigte auf sie, zeigte auf das Baby, zeigte auf ihre Brüste", erzählt Whitlee Turner. "Sie beobachtete mich neugierig. Sie hat ihr Baby nicht sofort gestillt, aber sie hat definitiv die ganze Zeit zugesehen."
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"Wir haben uns dafür entschieden, weil Orang-Utans sehr visuelle Tiere sind. Sie sind sehr, sehr intelligent und teilen im Wesentlichen 97 Prozent der menschlichen DNA", erläuterte Jessica Gring im Gespräch mit "Good Morning America". Der gewünschte Spiegel-Effekt trat ein: Weniger als 24 Stunden später stillte Zoe ihr Baby zum ersten Mal. Und nicht nur das: Die Orang-Utan-Mutter habe sich seitdem eigenständig um ihren Sohn kümmern. Das noch namenlose Baby sei gesund und nehme weiter zu.
Quellen: "Good Morning America", Metro Richmond Zoo