Afghanistan Entwicklungsrückstand bedroht Frieden

Drei Jahre nach dem Sturz der Taliban-Herrschaft ist Afghanistan weiterhin eines der am wenigsten entwickelten Länder der Erde. Einziger Lichtblick: die boomende Wirtschaft.

In einem am Montag veröffentlichten Bericht warnen die Vereinten Nationen, dass Afghanistan wieder eine gefährliche Entwicklung nehmen könne, wenn nicht mehr zur Besserung des Lebensstandards getan werde. In dem Bericht werden persönliche Sicherheit der Menschen, ihr Wohlergehen und ihre Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben gewichtet. Von 178 Ländern, die 2004 unter die Lupe genommen wurden, landete Afghanistan an 173. Stelle. Schlechter schnitten nur noch fünf afrikanische Länder ab.

Die schlechten Lebensbedingungen - über die Hälfte der Afghanen leben unterhalb der Armutsgrenze - und das miserable Bildungssystem könnten zum Nährboden sozialer Unruhen werden. Zwar würden nach UN-Angaben mittlerweile rund vier Millionen Kinder wieder zu Schule gehen. Das seien mehr als je zuvor. Doch das Bildungssystem an sich sei das schlechteste der Welt. Fast drei Viertel der Erwachsenen seien Analphabeten, und in vielen Provinzen gehe kaum jedes fünfte Mädchen in die Schule. Zudem betrage die durchschnittliche Lebenserwartung lediglich 44,5 Jahre. Das seien 20 Jahre weniger als in Nachbarländern.

Gefährliche Kluft zwischen Arm und Reich

Außerdem lande der größte Teil des Volkseinkommens in den Taschen von "Kriegsherren". Auf diese Weise entstünde, laut des Berichtes, eine gefährliche Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land. Entsprechend fällt auch das Fazit des Berichtes aus: "Trotz der Anfangserfolge bei der Staatsbildung ist ein nachhaltiger Friede in Afghanistan nicht gesichert. Der Preis, den die internationale Gemeinschaft zahlen müsste, um sich vor Afghanistan zu schützen, wäre weit größer als das, was sie zahlt, um bei der Entwicklung des Landes zu helfen." Als positiv bewertete der Bericht lediglich die boomende Wirtschaft und die Tatsache, dass über drei Millionen Flüchtlinge nach Afghanistan zurückgekehrt sind.

AP
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