EU-Erweiterung Zyprer bangen um ihre Zukunft

Nach der gescheiterten Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel Zypern ist die Zukunft für den türkischen Teil der Bevölkerung ungewisser denn je.

Die allgemeine Freude über die bevorstehende Mitgliedschaft Zyperns in der Europäischen Union währte nicht lange. "Wir kehren zu unseren (europäischen) Wurzeln zurück", titelte die griechisch-zyprische Presse, als im April 2003 der Vertrag über den Beitritt der drittgrößten Mittelmeerinsel in die EU unterzeichnet wurde. Ein Jahr danach ist die von vielen erhoffte Wiedervereinigung der Insel nach 30 Jahren am griechischen Nein gescheitert. Die türkischen Zyprer, die am 24. April für den Beitritt votierten, bleiben nun ersteinmal vor der EU-Tür.

Die griechischen Zyprer lehnten die Schaffung einer losen Konföderation zweier Staaten ab. Für die Mehrheit von ihnen überschritt der Vorschlag von UN-Generalsekretär Kofi Annan die Schmerzgrenze. Die Griechen auf der geteilten Insel hätten endgültig auf 28,5 Prozent des Bodens verzichten müssen und nur begrenzt in den Nordteil der Insel zurückkehren können, den sie nach der türkischen Besetzung 1978 verlassen hatten.

Ursache des heutigen Problems reicht lange zurück

Der Ursprung des heutigen Problems reicht lange zurück - und hat auch mit der strategisch günstigen Lage der Insel an der Nahtstelle zwischen Nahost, Nordafrika und Südosteuropa zu tun. Sie liegt nur einige Dutzend Kilometer südlich der Türkei und 20 Flugminuten von Syrien und Libanon entfernt. Bis heute unterhalten die früheren britischen Kolonialherren, die die Insel im 19. Jahrhundert vom Osmanischen Reich abgespalten hatten, zwei große Stützpunkte auf Zypern, die auch während des Irak-Krieges genutzt wurden. Erst 1960 entließen die Briten Zypern in die Unabhängigkeit. Nach langen Verhandlungen wurde die Mittelmeerinsel zu einem einheitlichen Staat mit einem griechischen Präsidenten und einem türkischen Vizepräsidenten mit Vetorecht.

Lange dauerte der Friede auf Zypern jedoch nicht: Bereits drei Jahre nach der Unabhängigkeit kam es 1963 zu ersten ethnischen Unruhen. Griechen und Türken lieferten sich auf der Insel erbitterte Kämpfe. Die heutige Teilung in einen türkischen Norden (rund 37 Prozent des Territoriums) und einem griechischen Süden geht auf das Jahr 1974 zurück. Griechische Offiziere der damals in Griechenland regierenden Obristenjunta putschten gegen den damaligen Präsidenten Zyperns, Erzbischof Makarios. Die Führung in Ankara, die darin einen Versuch der Griechen sah, den Anschluss Zyperns zu erzielen, startete eine Militärintervention. Mehr als 160 000 Griechen verließen nach der Invasion den Nordteil der Insel - und mehr als 40 000 Türken wanderten aus dem Süden ab.

Eine Wiedervereinigung ist in weiter Ferne gerückt

Seitdem ist die Insel geteilt, eine mehr als 180 Kilometer lange Grenze mit Stacheldraht und Minenfeldern trennt beide Teile Zyperns. Eine Wiedervereinigung rückte in weiter Ferne. Erst nach dem EU- Beschluss zur Aufnahme Zyperns keimte Hoffnungen auf. Der griechische Süden blühte wirtschaftlich. Haupteinkommensquellen sind Tourismus und der Handel. Der türkische Norden litt seit der Teilung unter den Folgen eines Embargos der internationalen Gemeinschaft, die die "Türkische Republik Nordzypern" nicht anerkennt. Das hätte sich auf einen Schlag nur geändert, wenn bei den Volksabstimmungen beide Volksgruppen mit Ja gestimmt hätten. Allerdings gibt es ein Trostpflaster für den türkischen Teil: Brüssel hat ihm großzügige Wirtschaftshilfe versprochen.

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Takis Tsafos/DPA