Einfache Tipps Bloß nicht zu zaghaft: Radfahren in Paris

Straße voller Fahrradfahrer
Fahrradstadt Paris: Die Rue de Rivoli führt vorbei am Louvre-Museum und den Gärten der Tuilerien – autofrei
© cyril marcilhacy / item
Mit dem Rad durch Paris zu fahren, ist nicht nur schön, sondern auch einfach. Wenn man ein paar Regeln beachtet.

Paris ist eine besondere Stadt – auch, was den Verkehr angeht. Zum besseren Verständnis erst mal ein paar Zahlen: Frankreichs Hauptstadt ist klein. Auf einer Fläche von rund zehn Mal zehn Kilometern wohnen über zwei Millionen Menschen. Rechnet man jedoch alle Touristen, Pendler und Studenten hinzu, die sich täglich in der Stadt aufhalten, verdoppelt sich die Anzahl nahezu. Man muss sich das so vorstellen, als hätte eine Stadt wie Oldenburg oder Koblenz tagsüber die Einwohnerzahl von Berlin.

Aufs Radfahren übertragen bedeutet das: Es ist ein bisschen wie bei "Tetris". Was sich aus deutscher Sicht wie guter Abstand anfühlt, ist für Pariserinnen und Pariser eine Lücke, in die man reinfährt. Ob von links oder von rechts, ist dabei völlig egal. Das Ganze funktioniert, weil es alle so machen und jeder darauf vorbereitet ist. Man braucht ordentliche Bremsen in Paris, eine Klingel und vor allem gutes Selbstbewusstsein. Wenn man nämlich verhindern möchte, dass sich jemand waghalsig an einem vorbeidrängelt, darf man nicht zu zaghaft sein: Man fährt am besten raumgreifend in der Mitte. Gut möglich, dass die Empörung darüber auch laut geäußert wird. Aber davon man sollte sich nicht irritieren lassen. Der andere findet schon seinen Weg.

Das Ganze funktioniert auch deshalb, weil niemand stur auf sein "Recht auf Vorfahrt" beharrt – der Verkehrsfluss basiert in Paris auf Augenmaß und Intuition. Kein Autofahrer wird Gasgeben oder einen Radfahrer gefährden, weil ihm die Straßenverkehrsordnung das "Recht" dazu gäbe. Es geht auf den Straßen vielleicht etwas chaotischer zu, aber auch weniger aggressiv als in Deutschland.

Ungestört auf dem Rad

Grundsätzlich gilt: Man darf in Paris überall dort mit dem Rad fahren, wo ein entsprechendes Schild steht oder Fahrräder auf die Straßen gepinselt sind. Das ist inzwischen in der Innenstadt nahezu überall der Fall und die Autofahrer nehmen darauf Rücksicht. Außerdem gibt es Fahrrad-Routen: Mal sind sie extra abgegrenzt, mit einer Spur pro Fahrrichtung. Mal ist es die Bus- oder Taxispur. Diese Radwege sind insofern trickreich, als sie mal links, mal rechts, oder in der Mitte der Fahrbahn liegen können.

Darum ist die wichtigste Regel: Gucken, was die anderen machen. Und dann dem Schwarm hinterherfahren.

Zweitwichtigste Regel: Niemals, niemals, auf dem Radweg anhalten und was bei Google Maps nachgucken! Das erledigt man bitte außerhalb. Alle Pariser sind daran gewöhnt, ihre Stadt tagtäglich mit einem Heer ortsunkundiger Touristen zu teilen, die meisten sind dabei entgegen anderslautenden Vorurteilen außerordentlich hilfsbereit und geduldig. Aber es gibt auch eine psychologische Komponente: Pariser sind Stadtmenschen. Alle 400 Meter liegt eine Metro-Station, Fußwege von 15 Minuten empfindet man bereits als weit. Sich mit dem Rad von a nach b zu bewegen ist auch für die Anwohnerinnen und Anwohner noch relativ neu und vor allem: anstrengend. Sobald die Straße mal leicht ansteigt, redet man von einem "Berg". Darum ist jedes Hindernis ärgerlich, das den Schwung nimmt. Man muss bremsen, wieder neu antreten und tut alles dafür, das zu vermeiden.

Dritte und letzte Regel ist daher: Immer schön im Flow bleiben. Wer zögert, stört. Falls man sich verfährt, ist es nicht sonderlich schlimm, denn, wie gesagt, Paris ist nicht besonders groß, dafür sind jedoch  Orientierungspunkte wie der Eiffelturm, Sacré-Coeur oder die Seine  reichlich vorhanden. Lohnenswert ist das Abenteuer Radfahren allemal: Paris ist kleinteilig wie ein Setzkasten und in jedem Viertel gibt es etwas zu entdecken. Statt dem Stadtplan sollte man besser seinem Gefühl folgen und sich einfach treiben lassen. Zurück findet man immer.  

Paris wird grün: Wie die Metropole zum Vorreiter gegen die Klimakrise werden will, lesen Sie hier.  

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