Frankreich Die 35-Stunden-Woche bröckelt

Herber Rückschlag für die französischen Gewerkschaften: Der Senat in Paris hat ein Reformpaket verabschiedet, dass unter anderem die 35-Stunden-Woche aushöhlt. Um dagegen zu protestieren, sind selbst Führungkräfte auf die Straßen der Hauptstadt gegangen.

Der französische Senat hat einer Reform zugestimmt, die die 35-Stunden-Woche im Nachbarland weiter aushöhlt. Diese war 1998 von den Sozialisten eingeführt worden. Der "Gesetzentwurf zur Erneuerung der Sozialdemokratie" behält zwar die offizielle Arbeitszeit von 35 Stunden bei, die Unternehmen können jedoch individuell die Zahl der Überstunden bestimmen. Nötig dafür ist eine Einigung mit Betriebgewerkschaften, die mindestens 30 Prozent der Mitarbeiter einer Firma vertreten. "Endlich lassen wird die 35-Stunden-Woche hinter uns", sagte Arbeitsminister Xavier Bertrand.

Vor allem Führungskräfte sind von dem Gesetzentwurf betroffen: Ihr Arbeitgeber kann künftig von ihnen verlangen, 235 (oder gar 282) Tage im Jahr zu arbeiten - anstelle von 218 wie bisher. Statt einer legalen jährlichen Arbeitszeit von 1607 Stunden mit nicht mehr als 220 Überstunden sind von nun an 405 Überstunden möglich. Für diese "selbstgewählten Überstunden" braucht der Arbeitgeber zudem keine Zustimmung der Gewerbeaufsicht mehr. Jedoch unterliegen die Zusatztage einer Lohnerhöhung von zehn Prozent.

Erboste Gewerkschafter

Außerdem beschloss das Parlament strengere Regeln für Arbeitslose: Wer zwei vernünftige Jobangebote ausschlägt, dem droht die Kürzung der Unterstützung. Das Reformpaket könnte schon diesen Herbst in Kraft treten, da die Nationalversammlung dem Paket bereits zugestimmt hat.

Aus Protest gegen das Gesetzespaket waren am Dienstag in Paris rund 1000 Führungskräfte auf die Straße gegangen. "Die Angestellten ertragen so einiges - aber nur bis zu einem gewissen Punkt", sagte Bernard van Crayenest, der Präsident der Gewerkschaft CFE-CGC.

DPA
Lio/DPA