George Robertson Ein Falke mit Humor

Der NATO-Generalsekretär fing früh an. Schon in seiner Jugend engagierte er sich in der Labour-Partei, später in der Gewerkschaft für die schottische Whisky-Industrie. Mit 32 zog er ins Unterhaus ein.

NATO-Generalsekretär George Robertson liebt kurze und schlagkräftige Aussagen, gerne gewürzt mit etwas Humor. Und so formulierte er auch die Ankündigung seines Rücktritts im Dezember. Ganz unbescheiden summierte er die eigenen Verdienste und befand: "Das reicht für eine ordentliche Bilanz."

Bodenständiger Schotte

Zur Bilanz des am 12. April 1946 auf der schottischen Insel Islay geborenen Polizistensohnes gehört nicht nur die NATO. Schon in seiner Jugend engagierte sich Robertson in der sozialdemokratisch orientierten Labour-Partei und in der Gewerkschaft für die schottische Whisky-Industrie. Mit 32 Jahren zog er ins Unterhaus ein. Als Tony Blair 1997 nach einem überragenden Wahlsieg über die Konservativen Premierminister wurde, nahm er den bodenständigen Schotten als Verteidigungsminister ins Kabinett.

Im Jugoslawien-Konflikt 1999 galt Robertson als Falke, der die militärische Drohung gegen die Machthaber in Belgrad sehr ernst meinte. Nachdem die NATO Jugoslawien bombardiert hatte, um das Kosovo zu schützen, zog Robertson im Oktober 1999 selbst als 10. Generalsekretär ins Brüsseler NATO-Hauptquartier ein. Der Balkan blieb ganz oben auf der Tagesordnung. Unter Robertsons Leitung und in Zusammenarbeit mit der EU gelang es der NATO, die Lage zu beruhigen.

Als die Terroristen von El Kaida am 11. September 2001 Tausende Menschen in New York und Washington umbrachten, zögerte Robertson nicht lange. Schnell brachte er alle 18 Verbündete der USA in der NATO dazu, den gemeinsamen Verteidigungsfall zu erklären - erstmals in der Geschichte der Allianz.

Ohne Scheu vor den Mächtigeren

Obwohl der NATO-Generalsekretär nur eine Art Angestellter der Bündnisländer ist, nutzt Robertson seinen Spielraum selbstbewusst. Ohne Scheu vor den Mächtigeren predigt er den Europäern die Notwendigkeit zur Verbesserung ihrer militärischen Fähigkeiten. Er wird aber auch nicht müde, die USA daran zu erinnern, dass sie ihre Partner nicht vom technischen Fortschritt fern halten dürfen.

Über seine Zukunftspläne schwieg der meistens gut aufgelegte Vater von drei Kindern bislang. Als möglicher Nachfolgekandidat gilt der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski.

DPA