Der Oklahoma-Attentäter Timothy McVeigh hat die letzten Stunden seines Lebens in einer fensterlosen Zelle im Todestrakt angetreten. Der 33-jährige sollte um 7.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MESZ) in Terre Haute im US-Bundesstaat Indiana durch eine Giftinjektion hingerichtet werden.
Rund um das Gefängnis herrschte schon am Sonntag die höchste Sicherheitsstufe. Rund 1 600 Reporter hatten sich angemeldet, um über die erste Hinrichtung nach Bundesrecht seit 38 Jahren zu berichten. McVeigh hatte vor drei Tagen alle Berufungsmöglichkeiten aufgegeben.
300 Angehörige erwartet
In Oklahoma bereiteten sich mehr als 300 Angehörige darauf vor, die Hinrichtung in einem entlegenen Raum am Flughafen mitzuerleben. Justizminister John Ashcroft hatte wegen der hohen Zahl der Opfer eine Ausnahme gemacht und die Übertragung
genehmigt.
Bei dem Bombenattentat am 19. April 1995 auf ein mehrstöckiges Bundesgebäude in Oklahoma waren 168 Menschen ums Leben gekommen. McVeigh schwieg während seines Prozesses, bekannte sich aber in Interviews später zu dem Anschlag. Er handelte aus Hass auf die Regierung, wie er angab. 1997 wurde er von einem Geschworenengericht in Denver zum Tode verurteilt.
Keine Reue
In einem Brief an seine Heimatzeitung »Buffalo News«, der am Sonntag veröffentlicht wurde, zeigte McVeigh keine Reue für seine Tat. »Tut mir Leid, dass diese Leute ihr Leben verloren haben. Aber das ist die Natur der Bestie. Man weiß, was der Blutzoll ist, wenn man so was macht.« Mit der Hinrichtung wollen die USA einen Schlussstrich unter eines der traumatischsten Terror-Erlebnisse ihrer Geschichte ziehen.
McVeigh sollte ursprünglich am 16. Mai hingerichtet werden. Wenige Tage zuvor tauchten aber beim FBI tausende Seiten Akten auf, die der Verteidigung vor dem Prozess hätten übergeben werden müssen. Das Justizministerium verschob den Hinrichtungstermin daraufhin um vier Wochen. Während McVeigh zunächst alle Berufungsmöglichkeiten aufgegeben hatte,
beantragte er vor einer Woche plötzlich die Verlängerung der Frist. Nachdem Richter und Berufungsrichter dies vergangene Woche ablehnten, beschloss McVeigh aber, seine letzte Möglichkeit, die Anrufung des Obersten Gerichtshofs,
Proteste vor Hinrichtung
Wenige Stunden vor seiner Hinrichtung haben die Proteste für und gegen die Todesstrafe begonnen. Rund 75 Gegner der Todesstrafe zogen am Sonntag (Ortszeit) vor das Gefängnis in Terre Haute im US-Staat Indiana, wo McVeigh mit der Giftspritze hingerichtet werden sollte. Die Behörden rechneten mit hunderten Demonstranten.
Ein Sprecher der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Ajamu Barak, erklärte, die Beteiligung sei so gering, weil die Exekution von der Bundesregierung ausgeführt werde. Daher fühlten sich die Einwohner der Gegend nicht betroffen. Es seien jedoch Demonstrationen im ganzen Land und auch im Ausland geplant. Die Demonstranten zogen fünf Kilometer durch die Stadt und trugen Plakate mit der Aufschrift »Stoppt das Töten«. Der Pastor Bill Breeden sagte, McVeigh habe keine Angst vor dem Tod. »Er hat Angst vor der Bedeutungslosigkeit und jetzt geben wir ihm eine gewaltige Bedeutung«, erklärte er.