Sie tragen leuchtend gelbe Sicherheitswesten und Schläfenlocken. Sie verbringen ihre freie Zeit bei schlimmen Verkehrsunfällen und an Anschlagsorten. Ihre Arbeit ist nichts für empfindliche Gemüter: Sie sammeln Leichenteile ein, weil nach jüdischer Tradition der vollständige Körper bestattet werden muss. Auch am Hilton Hotel an der ägyptisch-israelischen Grenze, auf das am Donnerstagabend letzter Woche ein schwerer Terroranschlag verübt wurde, waren die israelischen Rettungsfreiwilligen (ZAKA) im Einsatz. "Wir sind schlimme Anblicke gewöhnt", sagt Joseph Wolman, Student einer Jeschiwa, einer jüdischen Religionsschule. "Trotzdem ist es jedes Mal schockierend."
Verkohlte Körper unter Schuttmassen
Am Samstagmorgen fanden die Rettungskräfte in Taba den fast vollständig verkohlten Körper einer Frau. Sie lag auf dem Bauch unter Schuttmassen begraben. Ein Rettungsarbeiter entnahm mit einem Skalpell eine Probe aus dem Oberschenkel für die DNA-Analyse, bevor die Zaka-Freiwilligen sie in Tücher hüllten und zu einem Krankenwagen brachten. "Sie trug ein Kreuz um den Hals, war also wahrscheinlich Christin", sagt Joseph. "Für uns ist es wichtig, dass alle Körperteile gefunden werden, egal ob es sich um Juden oder Angehörige anderer Religionen handelt."
In Abendkursen bei der Armee studieren die Zaka-Freiwilligen unter anderem die Anatomie des menschlichen Körpers und die Bauweise von Gebäuden. "Wir müssen wissen, wie ein Haus in sich zusammenfällt und wo wir nach Überlebenden und Opfern suchen müssen", erläutert Joseph. Es gehöre viel praktische Erfahrung dazu, um bei der Suche in stark zerstörten Gebäuden an den richtigen Stellen zu beginnen. Hoffnung auf Überlebende gebe es vor allem dann, wenn sich im Schutt noch Hohlräume befinden.
In Taba waren etwa 70 Zaka-Leute im Schichtdienst im Einsatz. Bislang wurden die Leichen von mindestens 28 Menschen geborgen. Die Zahlen schwanken, da einzelne Leichenteile eine eigene Nummer bekommen, auch wenn sie möglicherweise zum selben Körper gehören. Das kann jedoch erst nach der DNA-Analyse festgestellt werden. Die Arbeit mit den ägyptischen Rettungskräften hat sich unterdessen eingespielt. "Sie haben einen anderen Umgang mit den Toten, aber sie lassen uns gewähren", sagt Joseph. Wenn die israelischen Rettungsarbeiter eine Leiche geborgen haben, dann bringen die Ägypter sie auf einer Trage zu einem Krankenwagen, um sie ins Krankenhaus zu fahren.
"Dienst an den Toten ist selbstlos"
Für Joseph ist die Arbeit bei Zaka ein wichtiger Dienst. "Als Theologiestudent muss ich nicht zur Armee, aber ich wollte dennoch etwas für die Gemeinschaft tun", antwortet er auf die Frage nach seiner Motivation. "Dienst an den Toten ist selbstlos, ein Geben ohne Nehmen. Das allein ist befriedigend", sagt er.