Ägypten Dutzende Tote bei Anschlägen

Bei drei Bombenexplosionen in ägyptischen Touristenzentren sind dutzende Menschen, hauptsächlich israelische Urlauber, getötet und verletzt worden. Israel vermutet das Terrornetzwerk al Kaida hinter den Anschlägen.

Mindestens 25 Menschen sind bei drei Bombenanschlägen auf von Israelis genutzte Touristenzentren in Ägypten getötet worden, 38 werden noch vermisst. Mehr als 120 Menschen seien laut isrealischen und ägyptischen Behörden bei den Attentaten auf der Sinai-Halbinsel verletzt worden. Augenzeugen berichteten über hilflose Verletzte und Verschüttete, während Rettungsarbeiten nur schleppend angelaufen seien.

Unklarheit über Urheber der Anschläge

Die ägyptische Polizei nahm nach einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders el Dschasira mehrere Verdächtige fest. Unklarheit bestand zunächst über die Hinterleute der Attentäter, die Sicherheitsexperten im islamistischen Spektrum vermuteten.

Eine bislang unbekannte und offenbar der al Kaida nahe stehenden islamische Gruppe hat im Internet erklärt, sie sei Urheber der Explosionen. Die Erklärung erschien auf einer Webseite, auf der häufig Bekennerschreiben von Extremisten für Anschläge im Irak oder in Saudi-Arabien verbreitet werden. Der stellvertretende israelische Verteidigungsminister Seew Boim erklärte, die Anschlagserie trage die Handschrift der al- Kaida und unterscheide sich von den Anschlägen, die üblicherweise von militanten Palästinensergruppen verübr würden.

Echtheit des Bekennerschreibens noch ungeklärt

Die Authentizität der Erklärung konnte zunächst nicht geklärt werden. Anders als in Bekenntnissen dieser Art üblich, nennt die Gruppe namens Islamische Tawhid-Brigaden keine Einzelheiten zur Ausführung der Anschläge. In dem Text heißt es: "Vier eurer brüderlichen Märtyrer haben diese Heldentat ausgeführt. (...) Uns ist es gelungen, eines der schlimmsten Nester der Prostitution und Korruption zu infiltrieren." In der Erklärung werden Ägypten, das als Spion der Amerikaner bezeichnet wird, weitere Anschläge angedroht.

Der folgenschwerste Anschlag wurde am späten Donnerstagabend auf das "Taba Hilton" am Grenzstreifen Ägyptens zu Israel verübt. Allein dort starben nach Krankenhausangaben mindestens 37 Menschen. Mehr als 110 wurden verletzt. Israelische Sicherheitskreise gingen davon aus, dass Terroristen einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen zündeten. Das Gebäude stürzte nach der Explosion in der Hotel-Lobby teilweise ein und stand zunächst in Flammen. Unter den Opfern waren viele Israelis, die dort traditionell viele der Gäste stellen. Das Hotel war voll belegt.

"Es gab eine große Explosion"

Israel begann mit Zustimmung Ägyptens einen Großeinsatz seiner Rettungsdienste im Nachbarland. Rettungsteams fanden einen aus dem Fahrwerk gerissenen Motor in dem Hotelkomplex. Dies wurde als sicherer Hinweis auf die Verwendung einer Autobombe gesehen. "Es gab eine große Explosion. Dann fielen Trümmer auf uns", berichtete eine Zeugin des Anschlags, die ins nur wenige hundert Meter entfernte Israel flüchtete. Zehn Stockwerke des Hotels seien schwer beschädigt.

Bei einem zweiten Anschlag in Ras el Scheitani starben sieben Menschen. Die Opfer seien ägyptische Arbeiter, berichtete das israelische Fernsehen am Freitag unter Berufung auf die ägyptische Polizei. Ein Augenzeuge berichtete, ein mit Sprengstoff präparierter Lkw sei in ein Gebäude gesteuert und dort gezündet worden. Bei einem dritten Attentat in Nuweiba seien mehr als 40 Menschen verletzt worden, berichtete das israelische Armeeradio.

Israel ruft Urlauber zur Rückreise auf

Die Regierung in Jerusalem rief ihre Bürger zur sofortigen Abreise auf. Mit Bussen und Hubschraubern sollten Touristen und Verletzten eine umgehende Rückreise zu ermöglichen, berichteten israelische Medien. Wegen eines Feiertags hielten sich rund 30.000 Israelis an der ägyptischen Küste des Roten Meeres auf. Unterdessen telefonierte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon in der Nacht mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak, um verschärfte Sicherheitsmaßnahmen zu beraten.

Der israelische Geheimdienst hatte die Bürger des Landes vor einigen Wochen bereits vor Anschlägen gewarnt. Es gebe Informationen, wonach Terrorgruppen Touristenhotels in der Region zum Ziel nehmen wollten. Die Tourismusbranche ist in Ägypten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das staatliche Fernsehen hatte das Attentat in Taba zunächst als Gasexplosion bezeichnet.

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen

Die ägyptische Polizei sperrte den ägyptisch-israelischen Grenzübergang Taba und die Straßen zu den Anschlagsorten. Dies berichtete die staatliche ägyptische Nachrichtenagentur MENA. Nur israelische Rettungskräfte durfte einreisen. Der Grenzübergang Taba blieb für verletzte oder flüchtende israelische Touristen geöffnet. Außerdem wurden die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Flughafen Kairo verschärft.

DPA · Reuters
DPA/Reuters