Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist mit großer Mehrheit an der Spitze seiner konservativen Likud-Partei bestätigt worden. Bei der Wahl durch die Likud-Mitglieder kam Netanjahu auf rund 75 Prozent, sein einziger Herausforderer, der ultra-rechte Siedler Mosche Feiglin, erreichte laut Rundfunkangaben vom Mittwoch knapp ein Viertel. Die Beteiligung lag demnach allerdings bei nur 48 Prozent. Netanjahus deutlicher Sieg nährt die Spekulationen über vorgezogene Neuwahlen.
Noch vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses bedankte sich Netanjahu bei seinen Wählern "für das Vertrauen und die erneute Unterstützung". Er sagte, die Wahl sei ein Sieg für den "wahren Likud". Sie habe gezeigt, dass "unsere Stärke in unserer Einheit" liegt. Er spielte damit auf die Anhänger seines Gegners an, von denen sich viele eigens für die Wahl beim Likud registrieren ließen, bei Parlamentswahlen aber eher noch rechtere Parteien unterstützen. Feiglin hatte gehofft, mit Hilfe seiner Anhänger aus der radikalen Siedlerbewegung Netanjahu bei der Abstimmung abstrafen zu können.
Medien spekulieren über Parlamentswahl
Tatsächlich kam der Verfechter eines "Groß-Israels" in etwa auf denselben Stimmenanteil wie bei der Wahl im Jahr 2007, bei der Netanjahu allerdings nur Oppositionschef war und noch nicht an der Regierungsspitze stand. Dass er seinen Stimmenanteil gegen den dominanten Ministerpräsidenten halten konnte, wertete Feiglin als Erfolg: Dies zeige "dass unsere Botschaft von nun an im Likud fest verwurzelt ist", sagte er im Rundfunk. Netanjahu versucht seit Jahren, den Einfluss seines Widersachers zu beschränken, aus Sorge, dessen Ideen könnten gemäßigtere Likud-Wähler abschrecken.
Nach Einschätzung vieler israelischer Medien wird Netanjahu nun die regulär für Oktober 2013 vorgesehene Parlamentswahl vorziehen. Wie die Zeitung "Jediot Ahronot" unter Berufung auf Mitarbeiter des Regierungschefs berichtet, erwägt Netanjahu, die Wahlen in den Herbst zu legen - noch vor die US-Präsidentschaftswahl im November. Die Meinungsumfragen sehen Netanjahu weit vor seinen möglichen Herausforderern.