Londoner "Wir lassen uns nicht terrorisieren."

Im Angesicht des Terrors sind die Menschen in der britischen Hauptstadt zusammengerückt. Der größte Teil der Londoner reagiert mit Trotz und Hilfsbereitschaft.

Mit britischer Disziplin und ohne Panik haben die Menschen in London auf die Anschläge in ihrer Stadt reagiert. Nachdem der öffentliche Nahverkehr komplett zusammen gebrochen war, machten sich viele Tausend Menschen zu Fuß auf dem Weg in die Wohngebiete am Stadtrand. Autofahrer nahmen viele wildfremde Menschen mit. Auf der Themse verkehrten Fähren als kostenlose Wassertaxis, so konnte zumindest ein Teil der Pendler aus dem Stadtzentrum herausgebracht werden.

Die Bombe am Tavistock Place war nur einer von vier Sprengsätzen quer durch London - in Panik gerieten die wenigsten. Selbst in Handyaufnahmen aus betroffenen U-Bahnen sind nur kurzzeitig Schreie zu hören. Die Möglichkeit eines Terroranschlags war den Londonern im Bewusstsein, mindestens seit sich England unter Tony Blair am Irakkrieg beteiligt hatte. "Damit steigt das Gefährdungspotential für unsere Stadt.", hatte Bürgermeister Ken Livingston damals erklärt. Viele Londoner können sich zudem noch gut an den IRA-Anschläge wie im April 1994 erinnern. Im Angesicht der Katastrophe blieben sie deshalb erstaunlich diszipliniert und trotzig: "Wir lassen uns nicht terrorisieren."

Zurück zur Normalität

Am Tag nach den Terrorangriffen auf den Londoner Nahverkehr sucht die Metropole nun wieder die Rückkehr zum Alltag. Die meisten U-Bahnen fahren seit dem frühen Morgen wieder, und tausende Menschen müssen sie auf dem Weg zur Arbeit benutzen. "Ich hatte riesige Angst, aber was sollte ich tun?", sagt Raj Varatharaj, als er aus einem U-Bahnhof kommt. "Das ist die schnellste Art, um ins Büro zu kommen. Wir müssen einfach weiter machen."

Einige Bahnlinien bleiben nach den Explosionen vom Donnerstag mit dutzenden Toten und hunderten Verletzten geschlossen, Verspätungen sind eingeplant. Die Busse haben ihren normalen Betrieb wieder aufgenommen. Am Vortag war der gesamte Nahverkehr in der Innenstadt gestoppt worden. Busse wurden zu Krankentransportern umfunktioniert.

An den drei attackierten U-Bahn-Stationen sind die Spuren der Anschläge noch deutlich zu sehen. Zwei der zwölf "Tubes", wie die Linien genannt werden, bleiben geschlossen: Die Circle Line und die Hammersmith - City -Line. Der Service auf drei weiteren Linien ist eingeschränkt.