Zum zweiten Mal binnen drei Jahren hat der nepalesische König Gyanendra am Dienstag die Regierung entlassen. Der Monarch warf dem gewählten Ministerpräsidenten Sher Bahadur Deuba im staatlichen Fernsehen vor, es versäumt zu haben, eine Parlamentswahl durchzuführen. Ferner habe er bei der Wiederherstellung des Friedens in dem Himalaya-Staat versagt. Deuba war erst im vergangenen Jahr zum Regierungschef ernannt worden. Er sollte bis März 2005 die Parlamentswahl abhalten und Friedensgespräche mit den maoistischen Rebellen führen, die seit 1996 für die Abschaffung der Monarchie und einen sozialistischen Staat kämpfen. Der Konflikt kostete bislang mehr als 11.000 Menschen das Leben.
Der König hatte Deuba bereits im Oktober 2002 gefeuert, nach massiven Protesten der Bevölkerung aber wieder eingesetzt. Das Parlament ist seit 2002 aufgelöst.
König übernimmt die Regierung
Gyanendra kündigte an, dass er die Regierungsgeschäfte übernehmen werde. Soldaten umstellten das Haus des Ministerpräsidenten und anderer Regierungsmitglieder. Den Vorwurf eines Putsches wies der Monarch zurück. "Ein neues Kabinett wird unter meiner Führung gebildet werden", sagte er. Dies werde den Frieden und die Demokratie innerhalb der kommenden drei Jahre wiederherstellen. Zugleich warf Gyanendra den politischen Parteien vor, das Land in eine Krise gestürzt zu haben.
Der König, der das Oberkommando über die 78.000 Mann starke Armee hat, erklärte, die Sicherheitskräfte erhielten zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung mehr Befugnisse. Die Menschenrechte würden jedoch gewahrt. Die Telefonverbindungen in der Hauptstadt Kathmandu waren außer Betrieb.