Podcast "Ukraine – die Lage" Sicherheitsexperte Mölling fordert besseren Schutz ukrainischer Soldaten

Ukraine: Ein ukrainischer Soldat zündet eine Waffe
Christian Mölling hält die Kampfmoral der Ukraine nach wie vor für hoch
© Efrem Lukatsky / AP / DPA
Zum Schutz von Soldaten der Ukraine an der Front ist nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling die Lieferung von Waffen erforderlich, die eine Kriegsführung auf Abstand ermöglichen.

Sicherheitsexperte Christian Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", die Ukrainer hätten im Moment keine andere Wahl, als sich die Art der Auseinandersetzung von Russland aufzwingen zu lassen. Sie müssten sich mit zu wenig Munition und unzureichender Bewaffnung einem Gegner stellen, der mit größter Rücksichtslosigkeit einen "Menschen verschlingenden Krieg" führe. Deshalb sei es notwendig, Waffen zu liefern, die den ukrainischen Soldaten an der Front eine Kriegsführung auf Abstand ermöglichen.

Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik kritisierte, dass "wir die Waffen, die eine demokratischere Kriegsführung möglich machen – also mit mehr Abstandswaffen, mit mehr Schutz für das Individuum – zum jetzigen Zeitpunkt verweigern". Konkret nannte er Flugzeuge und weit reichende Raketen, mit denen hinter der Front die Fähigkeit Russlands geschwächt werden könne, seine Truppen zu versorgen. Mölling sagte: "Da gibt es Möglichkeiten, die wir aber nicht nutzen. Und weil wir sie nicht nutzen, bleibt der Ukraine keine andere Wahl."

Ukraine benötigt neue Soldaten

Mölling zeigte Verständnis für die Bestrebungen der ukrainischen Militärführung, bis zu 500.000 neue Soldaten zu gewinnen. Eine Rekrutierung in dieser Größenordnung wäre auch ein Signal an Moskau, was die Fähigkeit der Ukraine angehe, den Krieg durchzustehen.

"Welche andere Möglichkeit hat die Ukraine denn?“, fragte er. "Die Alternative ist, dass die Ukraine aufgrund des Mangels an Soldaten irgendwann nicht mehr in der Lage ist zu kämpfen."

Mölling warnte davor, den Willen der Ukrainer zur Fortsetzung des Krieges zu unterschätzen. Denn die Folgen einer Kapitulation seien ihnen sehr bewusst: "Wenn wir die Waffen niederstrecken, dann wissen wir, dass Folter und Tod über uns kommen." Die Entscheidung darüber, welche Verluste sie tolerieren wollten und welche nicht, könne den Ukrainern niemand abnehmen.

Er zeigte sich zuversichtlich, dass das Land den Krieg trotz der erkennbaren Spannungen zwischen Präsident Wolodymyr Selenskyj und Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj fortführen könne. Mölling warnte aber davor, dass Russland Spannungen innerhalb der Führung in Kiew nutzen könne. "Sobald eine Instabilität oder Schwäche da ist, wird Russland die Gelegenheit nutzen und einen Keil hineintreiben", sagte er.

mkb