Der UN-Sicherheitsrat hat sich nach zähen Verhandlungen auf eine Erklärung geeinigt, in der Schock und Entsetzen über Israels Tötung von vier UN-Mitarbeitern ausgedrückt wird. Eine eindeutige Verurteilung Israels allerdings scheiterte am Donnerstagabend am Widerstand der USA - worüber sich China frustriert und verärgert zeigte. Israel nannte die Erklärung fair und ausgewogen und erneuerte seine Kritik an UN-Generalsekretär Kofi Annan. Vier UN-Beobachter waren am Dienstag durch israelische Bomben getötet worden, obwohl die UN Israel nach eigenen Angaben zuvor mehrfach gebeten hatten, das Bombardement in der Umgebung des Postens einzustellen.
Der Text vermied die Formulierung, dass jede absichtliche Attacke auf UN-Mitarbeiter verurteilt wird. Auch die Forderung nach einer gemeinsamen Untersuchung der Vorfälle durch Israel und die Vereinten Nationen (UN) wurde gestrichen. Dafür hatte sich Annan eingesetzt. Stattdessen mahnte der Sicherheitsrat Israel lediglich, eine umfassende Untersuchung des Vorfalls einzuleiten und dabei Unterlagen der UN-Behörden zu berücksichtigen.
Chinas UN-Botschafter Wang Guangya sagte nach der Verabschiedung, er sei frustriert über die verwässerte Erklärung. Es habe zudem zu lange gedauert, bis der Sicherheitsrat reagiert habe. Seine Kritik richtete sich deutlich gegen die USA. "Mitglieder müssen sich gegenseitig respektieren", sagte er. Indirekt drohte Wang damit, dass die Volksrepublik nun ihr Verhalten im Atomstreit mit dem Iran überdenken könnte. Bei einer Iran-Resolution gebe es weiterhin Schwierigkeiten, da nicht alle Sicherheitsrats-Mitglieder dieselbe Meinung teilten.
"In einem Krieg passieren Fehler und Tragödien"
Unter den Getöteten war ein Chinese, die anderen drei kamen aus Finnland, Österreich und Kanada. Der UN-Außenposten kam 21 Mal unter Beschuss, vier Mal wurde er direkt getroffen. Die Unterkunft der Beobachter in dem Dorf Chiam wurde den Angaben zufolge dem Erdboden gleich gemacht. Annan hatte Israel vorgeworfen, das UN-Gebäude bewusst angegriffen zu haben. "Der Angriff auf einen seit langem existierenden und klar ausgewiesenen UN-Posten in Chiam geschah trotz persönlicher Zusicherungen von Ministerpräsident Ehud Olmert, dass UN-Positionen von israelischem Feuer verschon würden." Das Land wehrte sich gegen die Vorwürfe, zugleich entschuldigte es sich für den Vorfall und drückte sein Bedauern aus. "In einem Krieg passieren Fehler und Tragödien", sagte der israelische UN-Botschafter Dan Gillerman.
Bei der seit mehr als zwei Wochen andauernden Offensive Israels gegen die Hisbollah-Miliz starben nach libanesischen Angaben allein im Libanon bis zu 600 Menschen, die meisten davon Zivilisten. Auslöser des Kriegs war die Entführung von zwei israelischen Soldaten durch die libanesische Hisbollah. Israel will die Hisbollah aus dem Süd-Libanon zurückdrängen, um die Raketenangriffe der Moslem-Extremisten auf israelische Städte zu stoppen.
Der UN-Sicherheitsrat drückte in der Erklärung seine Besorgnis über die zahlreichen Opfer in der Zivilbevölkerung aus sowie über die Zerstörung der zivilen Infrastruktur. Auch die steigende Zahl von Menschen, die wegen der ständigen Angriffe aus ihren Dörfern und Städten fliehen müssen, gebe Anlass zur Sorge.