Zensus 2020 US-Gesellschaft vielfältiger als bekannt – weiße Bevölkerung schrumpft erstmals

Black Lives Matter-Demonstration vor dem Weißen Haus
"Black Lives Matter"-Demonstration vor dem Weißen Haus in Washington: Laut dem aktuellen Zensus ist die US-Bevölkerung klar vielfältiger geworden.
© Tasos Katopodis / Getty Images / AFP
Die US-Gesellschaft ist eine Gesellschaft weißer Menschen? Ja und Nein: Nach neuen Zahlen des US Census Bureau sind die Vereinigten Staaten schneller als gedacht auf dem Weg hin zu einer vielfältigen Gesellschaft.

Die Anzahl der Weißen in den Vereinigten Staaten ist im vergangenen Jahrzehnt geschrumpft. Wie aus Daten des neuen US-Zensus hervorgeht, ging der Anteil der Weißen an der Gesamtbevölkerung zwischen 2010 und 2020 um 8,6 Prozent zurück auf nun rund 204 Millionen Menschen. 

Die "Washington Post" schrieb, es sei das erste Mal in der Geschichte des Zensus, dass die Zahl der Weißen im Land gefallen sei. "Die US-Bevölkerung ist viel gemischter und rassisch und ethnisch vielfältiger als wir in der Vergangenheit gemessen haben", stellte Nicholas Jones vom Zensus-Büro fest. Den offiziellen Angaben zufolge stellen sie zwar weiter die größte Gruppe dar – mit einem Anteil von etwa 57,8 Prozent sei sie jedoch erstmals unter 60 Prozent der rund 330 Millionen gesunken. Der Rückgang der weißen Bevölkerung sei in allen 50 Bundesstaaten registriert worden.

Als einen der Gründe für diesen Rückgang haben die Demoskopen die Opioidkrise, also den Missbrauch von Schmerzmitteln in den USA, ausgemacht. Die Auswirkungen seien eindeutig nachweisbar, heißt es. Schon vor Beginn der Corona-Pandemie sei die durchschnittliche Lebenserwartung in den vergangenen drei Jahren spürbar gesunken – und zwar vor allem bei weißen Amerikanern mit geringem Einkommen, die auf dem Land leben.

US-Bevölkerung deutlich vielfältiger als bekannt

Die Statistiker stellten fest, dass die US-Bevölkerung deutlich gemischter und vielfältiger sei, als es Zählungen in der Vergangenheit ergeben hätten. Das liege sowohl an demografischen Veränderungen als auch an neuen Erhebungsmethoden.

Laut Zensus-Daten wuchs die Zahl der Menschen mit spanischen oder lateinamerikanischen Wurzeln in den USA seit 2010 um 23 Prozent auf rund 62 Millionen. Sie machen damit 18,7 Prozent der Bevölkerung aus. Dies ist dem Zenus zufolge, anders als vielfach angenommen, nicht durch eine verstärkte Einwanderung begründet. "Der größte Teil des Wachstums der hispanischen Bevölkerung ist auf den Überschuss hispanischer Geburten gegenüber Todesfällen zurückzuführen", zitiert das Polit-Portal "The Hill" Kenneth Johnson, Demograph von der Universität von New Hampshire. Die Zunahme dieser Bevölkerungsgruppe habe sogar den allgemeinen Bevölkerungsrückgang abgefedert. 

Gut 12 Prozent sind Afroamerikaner 

Der Anteil der Afroamerikaner an der Gesamtbevölkerung liegt den aktuellen Zahlen nach bei 12,4 Prozent, asiatischstämmige Menschen machen demnach 6 Prozent der Bevölkerung aus.

Einen bedeutsamen Sprung machte die Zahl jener, die sich in den USA als Angehörige mehrerer dieser und anderer Bevölkerungsgruppen identifizieren – in verschiedensten Kombinationen. Ihre Gruppe wuchs laut Zensus von 9 Millionen im Jahr 2010 auf 33,8 Millionen im Jahr 2020. Das entspricht einem Anstieg um 276 Prozent.

Quellen: US Census Bureau; Nachrichtenagentur DPA; "The Hill"; "Washington Post" (Bezahl-Inhalt)

DPA
dho