Trotz Protestes der chinesischen Regierung hat US-Präsident George W. Bush dem Dalai Lama eine der höchsten Auszeichnungen der Vereinigten Staaten überreicht. Bei der Verleihung einer Ehrenmedaille des US-Kongresses forderte Bush die Volksrepublik zu einem Dialog mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter auf. "Sie werden in diesem guten Mann einen Mann des Friedens und der Versöhnung erkennen", sagte der Präsident in einem vollbesetzten Saal des Washingtoner Kapitols. Es war der erste öffentliche Auftritt eines US-Präsidenten mit dem Dalai Lama.
In seiner Dankesrede bekräftigte der Friedensnobelpreisträger, dass er für Tibet nicht die Unabhängigkeit von China wolle. "Ich strebe eine sinnvolle Autonomie für das tibetische Volk innerhalb der Volksrepublik an", sagte der 72-Jährige. Er forderte seine Unterstützer in den USA auf, die Chinesen von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen.
China hatte die Ehrung als Farce kritisiert. Der Chef des Amts für religiöse Angelegenheiten, Ye Xiaowen, warf dem Tibeter vor, seit langem die Spaltung Chinas zu betreiben.
Der buddhistische Mönch gilt als Symbolfigur des tibetischen Widerstands gegen die Besetzung seiner Heimat. China, das die Himalaya-Region 1950 annektierte, betrachtet den Tibeter als Separatisten und kritisiert daher regelmäßig dessen Treffen mit ausländischen Politikern. Nach einem Besuch des Dalai Lama bei Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte China bereits den für Dezember geplanten Menschenrechtsdialog sowie andere Termine mit deutschen Vertretern abgesagt.